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Qualifiziertes Personal schafft agile Unternehmen, die fit sind für den globalen Wettberwerb. (Bild: Elnur - fotolia.com)

Die größte Herausforderung für ein Unternehmen besteht darin, zu entscheiden, welche Strategie es sich auferlegt“, antwortet Bruno Tabar, Geschäftsführer von REP international, auf die Frage nach den Schwierigkeiten im internationalen Wettbewerb. „Ein Markt verändert sich schnell von einem Jahr auf das andere:  neue Marktsegmentierung, neue Standortniederlassungen weltweit. Bestimmte Märkte wachsen, wohin gegen andere zurückgehen. Ein Unternehmen muss in der Lage sein, diese Gegebenheiten zu verstehen, um diesen Tendenzen vorzugreifen.“

Manche Unternehmen suchen dazu Partner, manche vergrößeren die Zahl der Standort-Präsenzen, manche setzten auf Standardisierung, manche sehen in an den Markt angepassten Produkten ihren Vorteil. Prof. Andreas Limper, Geschäftsführer der Harburg-Freudenberger Maschinenbau, Freudenberg, sieht sehr klar, dass die zunehmende Globalsierung und

damit der Aktionsradius der Kautschukindustrie immer größer wird, und so von den Zulieferern der Branche einen ebenso globalen Aktionsradius fordert. Das kann jedoch auf verschiedenen Wegen geschehen: „Oft können Produkte aber nicht aus Deutschland oder Europa heraus in den Weltmarkt geliefert werden. Die Gründe hierfür können zum Beispiel Transportkosten, Zollschranken oder gesetzliche Rahmenbedingungen sein. Eine Herausforderung besteht in solchen Fällen darin, die hier eingesetzte Technologie in Drittländer zu übertragen  – Schulung von Mitarbeitern, Schaffung von Rahmenbedingungen für eine moderne Fabrik. Die Kautschukindustrie wird sich daher in den nächsten Jahrzehnten noch wesentlich globaler aufstellen müssen.“

Um eine stärkere Präsenz im Markt zu erreichen, nutzen einige Unternehmen Kooperationen. So hat beispielsweise die Roemheld Gruppe Anfang des Jahres ihre Kompetenzen und Aktivitäten rund um die Magnetspanntechnik in der neugegründeten Römheld Rivi GmbH gebündelt. „Mit dem Gemeinschaftsunternehmen wollen wir zusammen mit unserem langjährigen Partner Rivi Magnetics S. r. l. den Markt in der Kunststoff- und Gummiverarbeitung intensiver als bisher durchdringen und neue Kundenkreise erschließen. Denn Hochtemperatur-Magnetspannplatten sind bis zu 240 °C einsetzbar und sorgen – besonders im Verbund mit Werkzeug-Wechselsystemen – dafür, dass Nebenzeiten drastisch reduziert werden. Neben intensiven Vertriebsaktivitäten wird Römheld Rivi eine Entwicklungsoffensive starten, mit der sich das Produktportfolio deutlich verbreitern wird. Bereits zur Fakuma sollen mehrere Neuentwicklungen präsentiert werden“, berichtet Andreas Reich, Produktbereichsleiter Werkzeugspanntechnik/Magnetspannsysteme bei Roemheld.

Sich an den Markt anpassen

Auch LWB Steinl und REP gründeten 2015 das Unternehmen United Rubber & Plastic Machinery Ltd. in Langfang, China, ca. 60 km südlich von Peking. Bei dieser Investition von 2,12 Mio. Dollar handelt es sich um ein Joint Venture mit dem deutschen Hersteller LWB Steinl. „In dem Joint Venture Werk mit einer Fläche von ca. 2.510 m² arbeiten wir nach dem Lean Management Prinzip für die Herstellung der C-Rahmen- und 4-säuligen Maschinen speziell für den chinesischen Markt. Diese Maschinen bieten die gleiche Qualität und Nachhaltigkeit bei einem schlankeren Design und weniger anspruchsvollen Komponenten.

Eine Maschine kostet 30 Prozent weniger, aber natürlich geht dieser Kostenabschlag mit einer reduzierten Gesamtleistung einher. Die Maschinen sind den Pflichtenheften des asiatischen Marktes angepasst, was in der westlichen Welt jedoch keine Lösung ist“, erläutert Bruno Tabar von REP. Im asiatischen Markt bestehe ein hoher Preisdruck erklärt er weiter und die  Unternehmen konzentrierten die Investitionen auf schlanke Produktionsanlagen. „Die Unternehmen in Asien fordern bessere Qualität zu vertretbaren Preisen

Die Hersteller der westlichen Welt müssen ihre Maschinen anpassen und Anlagenausrüstungen speziell für diesen Markt herstellen, auf dem Maschinen bis zu 30 Prozent günstiger sind als im Westen.“

Ähnlich argumentiert auch Torsten Maschke, CEO von Dätwyler Sealing Solutions. Er sieht in der Anpassung der Produkte eine wichtigen Erfolgsbaustein: „Im internationalen Wettbewerb für globale Kunden müssen wir zunächst die Bedürfnisse der Kunden global wie auch regional verstehen, um unsere Dichtungslösungen entsprechend maßgeschneidert anzubieten.“ Mit welcher Strategie sich Dätwyler sich im Wettbewerb behauptet, beschreibt er so: „Lassen Sie mich an einem Beispiel zeigen, wie Dätwyler dieser Herausforderung begegnet. Für den Health Care Bereich im Unternehmen haben wir im März unser neues Health Care Offering vorgestellt, mit dem wir die einzelnen Produktbereiche noch einmal fokussieren und auf die Bedürfnisse im Markt reagieren. Unser höchster Qualitätsstandard First Line wird zudem mit neuen Werken in Indien und den USA eingeführt, die in diesem beziehungsweise nächstem Jahr eröffnen und das bisher bestehende Werk in Europa ergänzen werden. Wir bedienen also eine globale Nachfrage mit einer global ausgerichteten Strategie, aber lokal gefertigten Produkten.“

 

Ein anderer Aspekt in der Strategie ist es, auf Standardisierung zu setzen. „Globalisierung geht einher mit einer Standardisierung in der Güterproduktion, mit dem Ziel, weltweit gleiche Qualität zu produzieren. Damit steigt global die Nachfrage nach Qualitätsmaschinen und motiviert auch frühere Low-Tech-Hersteller diese anzubieten. Die Folge ist, dass die Zahl der Wettbewerber steigt. Aus unserer Sicht wird dieser Wettbewerb nicht ausschließlich durch die Technik oder den Preis dafür entschieden, sondern durch das Zusatz­angebot an Verfahrens-Know-how, durch eine einfache Bedienung und eine effiziente Bedienerschulung entschieden. Denn Know-how und Erfahrung lässt sich nicht annähernd so schnell globalisieren, wie die Maschinentechnik“, meint Wolfgang Meyer, CEO der Maplan.

 

Fachkräfte als Schlüssel zum Erfolg

Fachpersonal, zuverlässig und gut ausgebildet ist ein höchst wichtiges Thema, wenn es um Erfolg im globalen Wettbewerb geht. „Wir befinden uns gerade zunehmend in einen Umschwung und abgesehen von den Themen wie etwa Globalisierung, Preisdruck und der zunehmenden Transparenz der Technologie werden zukünftig auch Themen wie soziale Veränderungen und eine Art Paradigmenwechsel im Lifestyle verstärkt in den Vordergrund treten. Das betrifft sowohl das Arbeitsumfeld intern als auch die Beziehung zu den Kunden. Wenn man bedenkt, dass die Generation der nach

1980-Geborenen unsere zukünftige Workforce darstellt, muss man sich dieser Thematik intensiv stellen und damit arbeiten“, beschreibt Markus Landl, Leiter International Business Development der Rico Group, die aktuelle Situation. „… es ist im Detail sowohl für Anbieter und Lieferanten, als auch für die Verarbeiter nach wie vor schwierig, Elastomer-Experten zu finden, die über ein genügend großes Verarbeitungswissen verfügen, um alle notwendigen Herstellungsprozesse optimal umsetzen zu können. Deshalb unternehmen wir auch selbst große Anstrengungen, um eigenes Personal zu rekrutieren und fachlich fundiert auszubilden. Dies hat eine zunehmende Transparenz der Technologie zur Folge, was auf der einen Seite den Arbeitsmarkt vergrößert. Auf der anderen Seite treibt das aber auch die Innovation voran, weil sich immer mehr gut ausgebildete Fachkräfte der Thematik intensiv widmen.

Auch Thomas Siegel von Arburg sieht darin einen Schlüssel zum Erfolg: „Auf die sich stetig verändernden Situationen müssen sich Material-,Technik- und Teilehersteller immer wieder neu und mit hoher Flexibilität einstellen. Um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können, ist Fachwissen unabdingbar, sowohl was den Fertigungsprozess auf Seiten der Verarbeiter als auch das Know-how bei den Maschinenlieferanten betrifft. Gefordert sind eine hohe fachliche Kompetenz und umfassende Unterstützung durch Generalunternehmer, die komplexe Aufgabenstellungen und individuelle Kundenprojekte realisieren können.“

Flexibilität und Agilität

Wer also die Nase vorn haben will im Weltmarkt, muss flexibel auf Marktanforderungen eingehen können, braucht dazu sehr gut ausgebildetes Personal und muss Präsenz zeigen, mit eigenen Standorten, mit Partnern oder auch immer mehr durch digitale Kanäle. Welchen Weg ein Unternehmen auch geht: an der direkten Kommunikation mit dem Kunden geht keiner vorbei. So sieht es auch der Geschäftsführer von Gummiwerk Kraiburg, Helmut Esefeld „Wir legen größten Wert auf den persönlichen und partnerschaftlichen Kontakt mit unseren Kunden, denn nur so können wir umsetzen, was sie wirklich brauchen und was sie erfolgreich am Markt macht.“ Dazu braucht es Verständnis für die Produkte und hohe Fachkompetenz. Bei der Versorgung mit Kautschuk und Compounds spielt zudem die Versorgungssicherheit, der Preis und auch die Qualität eine erhebliche Rolle, weiß Esefeld: „Die wesentlichen Faktoren sind gleichbleibende, geprüfte Mischungsqualität, kurze Lieferzeiten und verlässliche Liefersicherheit, die über die Verarbeitbarkeit und somit über die Wettbewerbsfähigkeit entscheiden.“
„Die Globalisierung wird die Verlagerung von Produktionsstandorten in weniger Lohn-intensive Länder fördern, aber auch den Wissensvorsprung der bisherigen Know-How Träger in den traditionellen Industrieländern erheblich reduzieren, „meint Peter Ellinger, CEO der Compounds. Seiner Ansicht nach bestehen die Anforderungen global tätiger Kunden eindeutig in einer weltweiten Verfügbarkeit von Rohstoffen und Halbfabrikaten in den spezifizierten Qualitäten, unabhängig vom Produktionsstandort. „Am besten noch zum global niedrigsten möglichen Herstellpreis.“

Für Dr. Sylvia Mücke, Leiterin Alfa Development ist die Preisdynamik beim Naturkautschuk eine große Herausforderung für den Einkauf. „Im Verlauf des letzten Jahres hat sich der Preis verdoppelt; allein im Januar 2017 betrug die Steigerung über 20 Prozent. Hierauf antworten wir mit Produktivitätssteigerung, Prozessoptimierung und letztlich auch mit dem Streben, den nötigen Materialeinsatz bei allen Produkten kontinuierlich zu verringern. Bei Synthesekautschuk fordert uns ebenso wie unsere Wettbewerber die Entwicklung des Rohölpreises, der je nach Marktlage neben dem Marktpreis auch die Produktion und damit die Verfügbarkeit von Synthesekautschuk vermindern kann. Hier zahlen sich für uns die guten Kontakte zu unseren Lieferanten aus. Denn eine Anpassung der Mischungsverhältnisse von Natur- und Synthesekautschuk an die marktbedingten Verfügbarkeiten ist bedingt durch unsere hohen Qualitätsansprüche nur in sehr eng definiertem Rahmen möglich.“

Innovation bewegt uns

Produktivität, Qualität, Marktpräsenz und Fachwissen sind Faktoren, die die Unternehmen im Wettbewerb selbst beeinflussen können. Nicht minder wichtig sind die politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen. Wie heftig politische Ereignisse, Investitionen und damit den Unternehmenserfolg beeinflussen können, haben die vergangen Jahren mehr als deutlich gezeigt. Der aufstrebende Markt im Norden Afrikas und in Südamerika sind von politischen Erschütterungen erstarkt, das Wahlergebnis in den USA führt zu großer Unsicherheit, um nur ein paar wenige Ereignisse zu nennen. Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau positioniert sich in dieser Zeit gegen Tendenzen zu Protektionismus und Nationalismus. „Dem Aufschwung national begrenzter Horizonte müssen wir ein Bekenntnis für Offenheit und Freihandel entgegensetzen“, betont VDMA-Präsident Carl Martin Welcker in seinem Vorwort des Positionspapiers zur Bundetagswahl 2017. Auf der anderen Seite verbindet er vor allem mit Industrie 4.0 große Hoffnungen für den Maschinenbau, der mit über einer Mio. Beschäftigten Deutschlands größter industrieller Arbeitgeber ist. Aus der Digitalisierung ergäben sich für Unternehmen und Beschäftigten gleichermaßen Chancen. Der VDMA-Präsident macht aber auch deutlich, dass eine lenkende Industriepolitik falsch wäre. Die Zukunft brauche vielmehr eine Politik, „die einen technologieoffenen Wettbewerbsrahmen schafft“.

 

MS_2017

Martin Schürmann, Klöckner Desma Elastomertechnik

Nachgehakt: Interview mit Martin Schürmann, Geschäftsführer, Klöckner Desma Elastomertechnik, Fridingen

Protektionismus kann Wachstum unterbinden

KGK Wie schätzen Sie die Entwicklungen im zunehmenden globalen Wettbewerb für die Kautschukindustrie ein?
Schürmann Sehr gut, da wir, wie viele Unternehmen aus unserem Kundenkreis, sich ja bereits seit vielen Jahren strategisch richtig in den wichtigen Wachstumsmärkten Asiens, der NAFTA, aber auch in Ost- und Südosteuropa positioniert haben. Ohne diese Initiative würde es so einige Unternehmen aus der Verarbeiter- und Zulieferszene doch zumindest in Deutschland oder den USA gar nicht mehr geben.

KGK Worin bestehen die Schwierigkeiten im internationalen Wettbewerb?
Schürmann Die größte Schwierigkeit ist es, sich zunächst zu einer im Sinne von organisatorischer und kultureller Integration die Internationalisierung des Geschäftes nicht nur vom Abnehmer getrieben, sondern aus der notwendigen Überzeugung heraus vorantreiben zu wollen. Dabei gilt es insbesondere viel Vertrauen zu schenken und, wenn es dann einmal missbraucht wurde, nicht aufzugeben. Ansonsten ist Schnelligkeit, Agilität und der Wille zum Verständnis der jeweiligen Märkte wichtig. Protektionismus im weiteren Sinne, bezogen auf Handelsbarrieren, aber auch im engeren Sinne von zeitraubender Abschottung des geistigen Eigentums reduzieren nicht nur das Unternehmenswachstum, sie unterbinden es gar.

KGK Welche Anforderungen (technisch und wirtschaftlich) stellen internationale Kunden der Kautschukbranche? Worin bestehen Unterschiede in den Anforderungen von den Märkten?
Schürmann Das lässt sich differenziert nach den Einzelmärkten nicht beantworten. Gemessen an den Anforderungen des jeweiligen und zumeist ja sehr anspruchsvollen technischen Gummiform­artikels sind die technischen und wirtschaftlichen Anforderungen im globalen Wettbewerb bedingt durch die von uns in der Slowakei, in China, den USA, in Indien und Deutschland landeswährungs- und kostenbereinigt weitgehend gleich. Auch ist festzustellen, dass die Trends im Sinne von Ressourcenschonung und Effizienzsteigerung sowie Automation-getrieben beispielsweise durch Personalverknappung, legal und sozial erforderlichen Umweltschutzmaßnahmen, überproportionalem Wachstum, erhöhten Qualitäts- und Kostenanforderungen – global mit vielleicht unterschiedlicher Ausprägung, aber in Summe gleich anspruchsvoll Realität sind bzw. werden.

KGK Welchen Weg gehen Sie, um diese Herausforderungen zu bewältigen und im Wettbewerb zu bestehen?
Schürmann Wir sind für unsere Kunden weltweit da, wo immer sie uns mit unserer Kompetenz in Sachen Maschine, Form, Verfahrens- und Anwendungstechnik sowie Automationslösungen brauchen. Das ist per se schon eine sehr hohe Herausforderung, der wir zwar als konzernzugehöriges, aber mittelständig geprägtes Unternehmen mit gut 520 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an fünf produzierenden Standorten und 35 Service- und Verkaufssatelliten weltweit zu bewältigen haben! n

 

 

Dr. Etwina Gandert

Redakteurin KGK

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