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WLTP sorgt für Bremsspuren: Dem wdk-Bericht zur Kautschukindustrie 2018zufolge war die zweite Hälfte des letzten Jahres von einem Umsatzrückgang geprägt. (Bild: longquattro - fotolia.com)

Die statistischen Eckdaten des Jahres 2018 für die deutsche Kautschukindustrie zeigen dem wdk zufolge einen Umsatzrückgang, der vor allem aus dem  Automobilsektor Deutschlands herrührt. Demnach war das vergangene Jahr insgesamt durch ein starkes erstes Halbjahr und von einer deutlich schwächeren Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte gekennzeichnet. Dabei entwickelten sich die einzelnen Produktsparten unterschiedlich. Während die Hersteller von technischen Gummiprodukten im Nicht-Automobilbereich sowohl im In- als auch im Ausland Absatz und Umsatz steigern konnten, nahm der Absatz mit automotiven Anwendungen ab. Im Ergebnis sank der Branchenumsatz 2018 um 2,6 Prozent auf 11,44 Mrd. EUR.

WLTP sorgt für Rückgang der Fahrzeugproduktion

Michael Berthel, Chefvolkswirt des Wirtschaftsverbands, führt dies auch auf WLTP (Worldwide harmonized Light Vehicles Test Procedure), ein weltweit einheitliches Messverfahren zur Bestimmung von Abgasemissionen und Spritverbrauch bei leichten Kfz, zurück. Dessen Einführung verursachte den Rückgang der Fahrzeugproduktion in Deutschland spürbar. Dagegen konnte auch das positive Exportgeschäft nicht halten.

„Für die Automobilzulieferer der Branche lief deshalb das vergangene Jahr bezogen auf Absatz und Umsatz ungünstig.“

Insbesondere im Reifen-Erstausrüstung Geschäft mit den deutschen Automobilherstellern sank der Stückabsatz bedingt durch die niedrigere Fahrzeugproduktion erheblich. Im gewichtigen Ersatzgeschäft mit Consumer-Reifen stagnierten die Stückzahlen. Auch der Export reduzierte sich wegen einer Werksschließung im süddeutschen Raum. Bei den Produktpreisen machten sich die sinkenden Naturkautschuk-Notierungen bemerkbar.

Trotz des Umsatzrückgangs stieg die Beschäftigtenentwicklung

Positiv bewertet Berthel dagegen die Beschäftigtenentwicklung in der deutschen Kautschukindustrie. Hier konnten die Unternehmen trotz Umsatzrückgang die Zahl ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leicht ausweiten.

„Gerade die mittelständischen Hersteller technischer Produkte halten traditionell ihre Mitarbeiter auch in schwierigeren Zeiten im Unternehmen“,

hebt der Konjunkturexperte des Verbandes hervor. Der Blick auf deutlich steigende Investitionen, bedingt durch die Veränderungen in der Automobilindustrie sowie getrieben von Anforderungen aus der Digitalisierung von Prozessen und Produkten und nicht zuletzt deutlich erhöhten Zertifizierungsanforderungen – etwa bei Nachhaltigkeit oder bei IT-Sicherheit –, mache klar, wie wichtig qualifiziertes Personal sei. Außerdem seien viele ausgeschriebene Stellen noch vakant.

Mit wenigen Ausnahmen, wie beispielsweise Naturkautschuk, liegen laut Berthel die Rohstoffpreise aktuell höher als vor einem Jahr. Dazu kämen massive Verfügbarkeits-Engpässe bei Silikon und angespannte Liefersituationen bei CR (Chloropren-Kautschuk) und FKM (Fluorkautschuk).

Für 2019 rechnet der Verband aufgrund des schwachen Vorjahres mit einem Umsatzplus von gut 2 Prozent bei den Reifenherstellern. Die inländische Fahrzeugproduktion sollte sich nach Angaben des deutschen Automobilverbandes VDA wieder erholen. Der Reifenersatzmarkt dürfte zumindest stabil bleiben. Bei technischen Produkten hängt ebenfalls viel davon ab, wie sich die deutschen Automobilhersteller behaupten können. Aus heutiger Sicht ist daher auch für technische Produkte (automotive und non-automotive) in diesem Jahr ein leichtes Umsatzwachstum zu erwarten.

[iw]

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