Die weltweite Nachfrageschwäche hinterließ in der deutschen Kautschukindustrie auch im 1. Halbjahr 2009 ihre Spuren. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum sank der Branchenumsatz um 23,1 % und lag mit 4,4 Mrd. Euro um fast 1,3 Mrd. niedriger als im 1. Halbjahr 2008. Der Umsatz mit ausländischen Abnehmern fiel um 26,8 % auf 1,3 Mrd. Euro. Im Inland lag das Umsatzminus mit 3,1 Mrd. Euro um 21,4 % unter dem Vorjahresniveau.

Stärker als die Produzenten von Bereifungen waren die Hersteller von Technischen Elastomer-Erzeugnissen (TEE) von der schwachen Konjunktur betroffen, so der wdk Wirtschaftsverband der deutschen Kautschukindustrie, Frankfurt/M., in seiner Bewertung der aktuellen Marktlage. Sowohl mit inländischen als auch mit ausländischen Abnehmern sank der Umsatz um mehr als 30 %. Waren im 4. Quartal 2008 zunächst vorrangig die Zulieferer der Automobilindustrie betroffen, so spüren seit Jahresbeginn auch die Hersteller von TEE für andere Abnehmer, wie Maschinenbau, Bau und Elektrotechnik, aber auch Technischer Handel, die wirtschaftliche Situation. Der Inlandsumsatz mit TEE für die Kfz-Industrie sank in den Monaten von Januar bis Juni um 36,2 % und für andere Anwendungen um 27,3 %. Der Exportumsatz verringerte sich um 39,7 bzw. 20,4 %.

Die weniger starken Rückgänge im Non-Automotive-Sektor sind darauf zurück zu führen, dass es auch in der derzeitigen Krise noch gut laufende Abnehmerbranchen gibt, mit denen stabile bis steigende Umsätze verzeichnet werden. Dazu zählen die Medizintechnik und, mit Abstrichen, der öffentliche Bausektor. Dass die Hersteller von Bereifungen im 1. Halbjahr weniger starke Umsatzeinbußen erlitten als die TEE-Hersteller, liegt im Wesentlichen daran, dass diese mit der Hypothek eines Umsatzrückgangs von fast 10 % in 2008 in das laufende Jahr gestartet sind. In der ersten Jahreshälfte sank der Inlandsumsatz mit Bereifungen um 12,1 % auf gut 1,8 Mrd. Euro. Die stärksten Rückgänge gab es bei der Reifen-Erstausrüstung und dem Ersatzgeschäft mit Lkw-Reifen. Der Umsatz mit dem Ausland reduzierte sich um 21,3 % auf 540 Mio. Euro.

Die insgesamt schwache Nachfragesituation in der ersten Jahreshälfte führte zu einem Produktionsrückgang in der deutschen Kautschukindustrie von 25,4 %. Die Beschäftigtenzahl reduzierte sich um 18,1 %. Betroffen hiervon waren bislang im Wesentlichen Zeitarbeitnehmer und befristete Arbeitsverhältnisse und nur in wenigen Fällen die Stammbelegschaften.

So unerfreulich der Rückblick auf den Jahresbeginn auch sein mag, das Kautschukindustrie-Barometer des wdk, das sich allerdings nur auf die Hersteller von TEE bezieht, gibt doch zu Hoffnung Anlass. Für die Automobilzulieferer zeigt es seit Februar und für die Zulieferer an andere Industrien und den Handel seit Mai leichte Besserungstendenzen. Die Kapazitätsauslastung erholt sich seit April und der Anteil der Kurzarbeiter in den Unternehmen ist seit Juni leicht rückläufig. Auch bei den Automobilzulieferunternehmen zeigen Auftragseingang und Exportgeschäft steigende Tendenz. Bei den anderen Herstellern wurde nach Rückgängen bis zum April im Juli wenigstens das Januar-Niveau wieder erreicht.

Die so positiv klingenden Daten stehen allerdings auf dünnem Eis, betont der wdk. Sie basieren auf Vormonatsvergleichen seit Januar 2009, lassen also den Vorjahresvergleich außer Acht. Trotz Besserungstendenzen ist die deutsche Kautschukindustrie noch weit vom Niveau der vergangenen Jahre entfernt.

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