In den acht Messetagen haben 176.000 Menschen aus 157 Nationen die Weltleitmesse der Kunststoff- und Kautschukindustrie in Düsseldorf besucht. Das waren im Jubiläumsjahr der K rund 20 % weniger Besucher als drei Jahre zuvor, aber dennoch mehr als vom Veranstalter im Vorfeld erwartet. Wichtig bei einer Messe sei, dass Angebot und Nachfrage zusammengeführt werden und das sei auch in diesem Jahr gelungen, war von Erhard Wienkamp, Geschäftsführer der Messe Düsseldorf, zu hören. Neben Deutschland waren aus Europa die Niederlande, Italien, die Türkei, Frankreich, Belgien, Polen und Spanien stark vertreten. Die Reichweite der K ist mit einem Anteil von 42 % aus Übersee bei den internationalen Besuchern gewohnt stark. Zwar waren aus dem ostasiatischen Raum aufgrund der aktuellen Quarantänebestimmungen weniger Gäste als vor drei Jahren an den Rhein gekommen, dafür konnten jedoch zahlreiche Besucherinnen und Besucher aus den USA, Brasilien und Indien begrüßt werden. Der Anteil internationaler Fachbesucherinnen und -besucher betrug erneut über 70 %. Die Freude der Kunststoff- und Kautschukindustrie darüber, sich nach drei Jahren endlich wieder auf globaler Ebene persönlich austauschen zu können, prägte den Verlauf der Messe und sorgte für gute Stimmung bei den Ausstellern. Die Unternehmen berichteten von qualitativ hochwertigen Kontakten und einer deutlichen Investitionsbereitschaft der Fachbesucherinnen und -besucher, dem Aufbau vielversprechender neuer Kundenbeziehungen und zahlreichen, teils spontanen Geschäftsabschlüssen, über die die Aussteller doch erstaunt waren. Sie äußerten sich gegenüber der Redaktion mit Aussagen wie „Das habe ich in all den Jahren noch nicht erlebt“ oder auch „Spontankäufe kenne ich von früheren Messen nicht“. Ulrich Reifenhäuser, Vorsitzender des Ausstellerbeirats der K 2022, brachte es bei der Abschlusspressekonferenz auf den Punkt: „Die Messe war toll!“ Boris Engelhardt, Hauptgeschäftsführer des Wirtschaftsverbands der deutschen Kautschukindustrie (wdk) wieß auf der Messe darauf hin, dass derzeit die enorm gestiegenen Energiekosten insbesondere der Strompreis, das bestimmende Thema in der Kautschukindustrie sei, da für das Vernetzen des Kautschuks nun einmal viel Energie benötigt wird. Die Branche sei an dem Punkt angelangt, an dem die Kostensteigerungen deutlich über dem Umsatz liegen und das sei nicht lange tragfähig.
Diese energieeffizienten Technologien wurden in Düsseldorf präsentiert
Daher war es wenig verwunderlich, dass die Maschinenhersteller Lösungen mit nach Düsseldorf gebracht hatten, um bei der Gummiteileproduktion die Energiekosten zu verringern. So stand beim österreichischen Maschinenhersteller Maplan die Energieeffizienz im Mittelpunkt seines Messeauftritts. Das Unternehmen beschäftigt sich seit Längerem mit dem Thema Energieeinsparung im Gummispritzguss. Hierfür wurden die Stromverbraucher der Maschine sowie die der Peripherie analysiert und durch sparsame Komponenten ersetzt. Der Maschinenbauer kombiniert bedarfsgerecht Servomotoren und Konstantpumpen, wodurch die Energiekosten deutlich sinken. Denn klar sei, so Wolfgang Meyer, Geschäftsführer Maplan, dass Energie nie mehr so günstig sein wird, wie in der Vergangenheit. Die am Stand in Betrieb befindliche Rapid+-Horizontalmaschine war beispielsweise durch reduzierte Reibung im Schließsystem sowie ein über Servomotoren angetriebenes Auswerfersystem hinsichtlich Energieverbrauch optimiert. Dieses birgt durch den Auswerferparallelbetrieb und die daraus resultierende Zykluszeitverkürzung zusätzliches Produktivitätspotential. Da bei den Peripheriegeräten auf den Einsatz elektrisch statt pneumatisch angetriebener Systeme geachtet wird, kann auch hier Energie eingespart werden. Weiterhin hat der Maschinenhersteller Temperiergeräte mit bedarfsorientierten Antrieben entwickelt. Wird das optionale Softwaremodul Map Energiewatcher eingesetzt, so ist in Summe die Basis zur Findung der energie-optimalen Einstellparamtern gegeben.
O-Ringe horizontal fertigen
Bei Rep international lag das Augenmerk auf der energieeffizienten Herstellung von O-Ringen. Gezeigt wurde erstmals eine horizontale Hybridpresse, deren Einspritzeinheit hydraulisch und die Antriebe elektrisch angetrieben werden. Die Maschine benötigt eine Aufstellfläche von 3,6 x 2,0 m und besitzt ohne Bürsteinrichtung eine Höhe von 2,5 m. Durch die horizontale Bauweise verbleiben deutlich weniger Partikel im Werkzeug, was sich auf die Bauteilqualität auswirkt. Die Smart-Wire-Technologie ermöglicht eine autonom und vernetzt arbeitende Produktion. Ein geringerer Stromverbrauch stand auch im Mittelpunkt der Entwicklung des von Rubicon gezeigten Silikonex-trusionsanlage im Kleinformat. Durch die Designoptimierung des dem Extruder nachfolgenden Infrarot-Vulkanisationstunnels wurde die Anzahl der Strahler deutlich verringert, sodass die Schläuche und Profile nun mit 12 statt bisher 36 kW vulkanisiert werden. Der Extruder selbst wurde zur einfachen Beschickung mit Festsilikonblöcken mit einem Kolbenförderer ausgestattet. Der erzeugte Strang, der durch Düsentausch in seinem Durchmesser verändert werden kann, wird kontinuierlich dem Extruder zugeführt. Dr.-Ing. Christian Köhler, Geschäftsführer Rubicon, kündigte im Gespräch mit unserer Redaktion für 2023 eine energieeffiziente Vulkanisationstechnologie aus seinem Hause an.
Welchen CO2-Fußabdruck besitzt ein Gummiartikel?
Die ersten OEMs erfragen mit dem Angebot für einen Gummiartikel dessen CO2-Fußabdruck oder wie Desma es bezeichnet, den CO2-Rucksack. Mit Hilfe des Desma PCF Navigator Ecos erhalten Hersteller von Elastomerteilen einen detaillierten Überblick, aus welchen Faktoren sich der CO2-Footprint des Artikels zusammensetzt. Im Gespräch wies Harald Schmid, General Sales Manager, darauf hin, dass der PCF Navigator Ecos TÜV zertifiziert ist. Der Rechner zeigt einen möglichst genauen Näherungswert des CO2-Fußabdrucks pro Teil und welche Maßnahmen sich wie darauf auswirken. In die Berechnung fließen unter anderem Nestlayout, Artikeldimensionen, der Fußabdruck der Maschine, möglicher Einlegeteile sowie der verarbeiteten Mischung ein. Im Navigator ist eine Datenbank mit Werten verschiedener Gummimischungen hinterlegt, sodass deren Einfluss direkt dargestellt werden kann. Durch die Integration der Desma Cool-App in den Rechner kann der Einfluss des Kaltkanals ebenfalls verifiziert werden, wodurch eine schnelle Entscheidungsfindung hinsichtlich des Produktionsprozesses möglich wird. Für registrierte Kunden des Maschinenbauers wird die Software in Kürze über das Desma Ecosystem verfügbar sein.
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Silikone – Werkstoffe und Verarbeitung
Neu im Produktportfolio von Wacker ist Elastosil eco, das mit einem Anteil an pflanzenbasiertem Methanol hergestellt wird. Bei der Herstellung des Werkstoffs wird die Massebilanzierung eingesetzt. Pflanzenbasierte und fossiles Methanol sind chemisch austauschbar, sodass die Elastosil- und Elastosil eco-Produkte die gleichen Endeigenschaften besitzen und sich identisch verarbeiten lassen. Am Messestand wurden aus einem lebensmittelkonformen Silmix eco-Compound Zitronenpressen hergestellt. Produziert wurden diese auf einer flexseal 300 von Engel mit einer Schließkraft von 3.000 kN. Zugeführt wurde der Festkautschuk über einen Roto-Feeder. Das 2-kavitätige Werkzeug sowie das Entnahmesystem stammen von Nexus. Das Bauteildesign stammt von Lékué und die Simulation wurde von Sigma Engineering durchgeführt. Neben Elastosil eco stellte der Silikonhersteller noch eine weiteres „eco“-Produkt vor: Vinnex eco. Es handelt sich dabei um Homo-, Co- und Terpolymere auf der Basis von Polyvinylacetat. Diese sind wegen ihrer Polarität mit Biopolyester verträglich und eignen sich daher gut zum Modifizieren von biologisch abbaubaren Polymeren und Stärken. Die Additive werden aus erneuerbaren Rohstoffen basierend auf dem Massenbilanzansatz hergestellt. Für die Silikonzuführung von HTV hat der Spritzgießautomatenhersteller Dr. Boy auf der Messe einen neuen elektrischen Stopfeinheit präsentiert. Auf einer Boy 35 E sorgte er für die Materialzuführung eines HTV von Wacker, aus dem Dental-Schutzkappen mit einem Schussgewicht von 1,7g hergestellt wurden. Das Kaltkanalwerkzeug für die Silikonteile hat Emde Mouldtec gefertigt und die Teileentnahme übernahm ein Linearhandling LR 5 des Maschinenherstellers. Dr. Boy hatte bisher nur hydraulisch angetriebene Stopfvorrichtungen für die Zuführung des knetartigen Rohmaterials im Programm.
Altreifen im Kreislauf
Am Stand von AZuR (Allianz Zukunft Reifen) wurden interessierte Besucher über Wege und Lösungen für einen ökologisch und ökonomisch sinnvolles Reifenrecycling informiert. Insbesondere die stofflichen und chemischen Verwertungsmöglichkeiten gebrauchter Reifen standen im Mittelpunkt des Interesses des internationalen Fachpublikums. Präsentiert wurde ein Kunstrasen, dessen Unterschicht aus gemahlenen Autoreifen besteht, die auf diese Weise ein zweites Leben erhalten.