Die 29. Fakuma, die auf einer Brutto-Ausstellungsfläche von 85.000 m2 stattfindet und mit dem Claim „Digital meets Circular Economy“ wirbt, öffnet wieder ihre Pforten. Bei der letztjährigen Messe verzeichneten die Veranstalter 1.636 Aussteller aus 40 Ländern, laut Fakuma-Projektleiterin Annemarie Schur stößt die diesjährige Veranstaltung auf ein vergleichbares Interesse. Zwölf Hallen plus die beiden Foyers Ost und West sind bereits belegt. „Die Lage im Dreiländereck erlaubt eine gute thematische Fokussierung auf die Anforderungen der Messebesucher“, befindet Michael Wittmann, President von Wittmann Technology, der insbesondere in der Präsentation marktreifer Produkte und Dienstleistungen auf der Messe einen Mehrwert sieht.
Material, Prozesse, Energie: Effizienz im Fokus
Ein Schwerpunktthema auf der diesjährigen Fakuma wird die Effizienz sein. Es geht um Fragen zur Steigerung der Material- und Energieeffizienz, aber auch um Prozesseffizienz sowie die effiziente Bedienung von Produktionsanlagen. Einfach zu beherrschende Steuerungen und digitale Assistenzsysteme sind in Zeiten des Fachkräftemangels ein wichtiger Faktor für konstante Qualität. Durch das neue Energieeffizienzgesetz werden zumindest deutsche Kunststoffverarbeiter sehr viel stärker gefordert, ihre Potenziale zu heben. „Auf dieser Messe bekommen Verarbeiter konkrete Antworten. Hier erfahren sie, was sie im Betrieb besser machen können, wie sie ihre Effizienz steigern und ihre Resilienz festigen können“, so Dr. Christoph Schumacher, Bereichsleiter Global Marketing bei Arburg, der die Fakuma als „die wichtigste Messe für Kunststoffverarbeiter in Europa in diesem Jahr“ betrachtet. Vor allem Neuerungen im Bereich der Spritzgießtechnik stoßen traditionell auf großes Interesse – so auch auf der Fakuma 2024, wo zahlreiche Spritzgießmaschinen die Messebesucher – auch im Live-Betrieb – erwarten.
Digitalisierung: Teil der Gegenwart und Chance der Zukunft
Der erste Teil des Messe-Claims „Digital meets Circular Economy“ steht am Nachmittag des ersten Messe-Tages im Fokus. Am 15. Oktober findet um 16 Uhr eine Diskussionsveranstaltung zum Thema Digitalisierung in der Kunststoffverarbeitung statt. Unter der Überschrift „Digitalisierung – Top oder Flop?“ diskutieren Prof. Dr. Braungart, Gründer und wissenschaftlicher Geschäftsführer von Braungart Epea, Philipp Lehner, CEO von Alpla, Guido Frohnhaus, Geschäftsführer Technik bei Arburg, Prof. Dr.-Ing. Hans-Josef Endres vom Institut für Kunststoff- und Kreislauftechnik der Leibniz-Universität Hannover sowie Prof. Dr.-Ing. Thomas Seul von der Hochschule Schmalkalden, wie der Stand der Digitalisierung in der Branche zu bewerten ist und welcher Handlungsbedarf sich daraus ergibt. Vor allem im Bereich der Künstlichen Intelligenz könnte der so oft bemühte „Game Changer“ liegen. KI-basierte Auswertungen und -unterstützte Methoden in Simulation, Produktion und Prozessoptimierung sind bereits heute fester Bestandteil der Industrie. Während Sie diese Zeilen lesen, erfolgt möglicherweise gerade das nächste Update, das ein KI-Tool von heute bereits am morgigen Tag wie eine lahme Ente wirken lässt. Zumindest im direkten Vergleich.
Ökologie trifft Ökonomie: Kreislaufwirtschaft
Der bereits zur Fakuma 2023 deutlich gewordene Trend hin zur mehr Umweltbewusstsein hat sich binnen der vergangenen Monate noch einmal beschleunigt. In diesem Kontext stehen im Oktober in Friedrichshafen Aspekte wie ganzheitliche Produktentwicklung, Wiederverwertung und biologische Abbaubarkeit im Fokus. So zirkulär wie möglich, so fossil wie nötig. Bereits im Rahmen der Eröffnungs-Pressekonferenz hält Prof. Dr. Braungart einen Vortrag zum Thema Cradle to Cradle. Design for Recycling ist nicht zuletzt aufgrund gesellschaftlichen Drucks und legislativer Bestimmungen ein Thema der Gegenwart – und noch mehr eines der Zukunft. Die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie des Bundesumweltministeriums wirft ihre Schatten voraus, die Prozessindustrie muss darauf reagieren. Sich damit arrangieren – adäquate Rohstoffpolitik als Zankapfel verschiedener Interessensgruppen. Nachhaltige Lösungsansätze für Verpackungen, Recycling-Compounds und Metallersatz finden sich daher ebenso auf der Messe wie Maschinen zum Mahlen und Zerkleinern, Kühlanlagen und energieeffiziente Werkzeugtemperiertechnik, Systeme zur Prozessüberwachung und Datenerfassung sowie Neuheiten aus dem Bereich des industriellen 3D-Drucks. Zu finden sowohl im Ausstellerforum als auch in der Start-up-Area.
Fachkräfte von morgen: Fokus auf Nachwuchsgewinnung
„Mold your dreams, mold your
future!“ – „Gestalte deine Träume, gestalte deine Zukunft!“. Durch die Doppeldeutigkeit des Verbs spielt die Aufforderung zweifelsohne auf den Formungsprozess Molding an, der sich beispielsweise im Injection Molding – dem englischen Begriff für Spritzgießen – wiederfindet. Unter diesem Slogan findet auf der diesjährigen Fakuma am 18. Oktober von 9 bis 17 Uhr der sogenannte Karriere-Freitag statt. Dieser zielt darauf ab, Schülerinnen und Schülern, Studenten, Lehrkräften sowie Berufseinsteigern die Job-Möglichkeiten in der Kunststoffbranche näherzubringen. Als besonderen Teilnahmeanreiz können sie einen 60-minütigen Zeppelinflug für zwei Personen gewinnen. Die Aussteller wollen jungen Besucherinnen und Besuchern – mit einem klaren Fokus auf die Kreislaufwirtschaft – Karriereeinblicke hinsichtlich Kunststoffverarbeitung, Produktentwicklung und Recyclingtechnologien eröffnen.
„Ohne Kunststoffe gibt es keine moderne Medizintechnik, keine nachhaltige Mobilität und keinen respektvollen Umgang mit Lebensmitteln“, so die Messebeirätin Susanne Zinckgraf, Head of Strategic Marketing bei Wittmann Technology. Vor allem die beiden letztgenannten Aspekte könnten bei der in weiten Teilen auf Klima- und Umweltschutz bedachten Jugend ein Argument zum Einstieg werden. Ebenso spielt kultureller Austausch eine wichtige Rolle und wird folglich von Veranstalterseite thematisiert.
Angehörige der Generation Z verstehen sich nicht selten als Europäerinnen und Europäer, gar als Kosmopoliten. Der hohe Internationalisierungsgrad vieler Aussteller bietet den potenziellen Fachkräften von morgen die Möglichkeit, auf ihrem (kommenden) Berufsweg viele interkulturelle Erfahrungen zu sammeln. Sowohl die Standorte als auch die Herkunft der Mitarbeiter beschränken sich in der Kunststoffbranche selten auf Deutschland, Österreich und die Schweiz. Auf der letztjährigen Fakuma konnte ich viele französische, italienische und spanische Gespräche vernehmen. Aber auch indische und chinesische. Und Englisch war ohnehin Lingua franca. Die Globalisierung macht eben weder vor Kunststoff noch vor einer kleinen Stadt am Lake Constance halt.
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