2 Männer und eine Frau auf einer Bühne im Gespräach

ADK-Präsident Dr. Sven Vogt, Julia Klöckner, wirtschaftspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, und Michael Klein, WDK-Präsident, im Gespräch zu wirtschaftspolitischen Themen. (Bild: Redaktion)

Mann im Anzug am Rednerpult
WDK-Präsident Michael Klein eröffnete den Tag der Kautschuktechnik 2024 (Bild: Redaktion)

„Gemeinsam hat die Branche das Potential, Mittel, Fähigkeiten, Ideen und die Partner, um Zukunft in Zeiten des Wandels, auch in Zeiten des schwierigen Wandels zu gestalten“, so Michael Klein, Präsident des WDK in seiner Eröffnungsrede. „Wir sind die deutsche Kautschukindustrie, wir sind Teil der Zivilgesellschaft und wir repräsentieren den deutschen Mittelstand wie kaum eine andere Branche. Und wir wissen, der Mittelstand trägt die deutsche Wirtschaft.“

Die Kautschukindustrie beschäftigt rund 70.000 Menschen und gibt dadurch einen wesentlichen Beitrag zur sozialen Sicherheit. Es gibt einzigartige Herausforderungen, denen sich die Branche derzeit stellen muss und die letzten 5 Jahre waren bereits herausfordernd für die Wirtschaft. Das derzeitige Stimmungstief sei deshalb menschlich und nachvollziehbar. „Doch was nützt es sein Schicksal zu bejammern? Nichts!“, war von Klein zu hören. Viele Industriezweige und Wirtschaftsbündnisse hatten auf die Folgen der politischen Mobilitätsregulierung hingewiesen. Jetzt sehe man die Kraft des Normativen – Katerstimmung aller Orten. Er hatte gehofft, dass ein Ruck durch das politische Establishment geht, dass man sich mit der deutschen Wirtschaft zusammenfindet und hierbei nicht nur den Schulterschluss suche, sondern diesen demonstriert.

Die Rettung des Wirtschaftsstandortes Deutschlands ist eine Gemeinschaftsinitiative von Politik und Wirtschaft. Klein sieht diese Rettung als Gemeinschaftsausgabe mit und nicht gegen die Wirtschaft. Deshalb muss die Wirtschaft in der Standortfrage in eine proaktive Vorwärtsbewegung kommen und das funktioniert nicht durch Dauernörgeln. „Ja, wir können gemeinschaftlich etwas bewegen, wir können eine Vereinbarkeit von wirtschaftlichem und gesellschaftlichem Wandel schaffen und wir können Orientierung geben, wenn man uns fragt. Und wir bieten uns der Bundesregierung zu Orientierungsgesprächen an“, schloss der WDK-Präsident.

Ziele müssen erreichbar sein

Frau am Rednerpult
Julia Klöckner (Bild: Redaktion)

Begrüßen konnte Michael Klein Julia Klöckner, die wirtschaftspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion zu ihrem Impulsvortrag „Lost in Transformation – Wie kommt die Wirtschaft da wieder raus?“ Zu Beginn ihrer Ausführungen sagte die CDU-Politikerin, dass die Kautschukindustrie systemrelevant sei, denn die hergestellten Produkte ermöglichten unter anderem Mobilität, Sicherheit und Lebensqualität. Deshalb müsse die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie erhalten bleiben und weiter wies sie darauf hin, dass Politik nicht die Aufgabe habe kleinste betriebliche Entscheidungen zu regulieren, durch die die Wirtschaft geopfert würde. „Wenn die Emissionen in Deutschland geringer werden, weil die Produktion eingestellt oder verlagert wird, dann ist der Welt nicht geholfen“, so Klöckner. „Denn woanders wird mit höherem CO2-Ausstoß produziert.“

Außerdem dürfe nicht um sich greifen, dass die Unternehmen geschlossen, statt an die nächste Generation weitergegeben werden. Weiterhin sei zu beobachten, dass derzeit die Kapitalabflüsse hoch wie nie seien und die Innovationsbereitschaft noch nie so niedrig war wie derzeit. Julia Klöckner sprach sich für ein Bürokratie- und Belastungsmoratorium, um die Unternehmen zu entlasten. „Fit for 55“ und der „Green Deal“ wurden laut Klöckner in einer Zeit geboren, in der Nachhaltigkeit ein großes Thema war. Im Moment wären aus ihrer Sicht in der EU ein „Growth Deal“ und „Industrial Deal“ notwendig.

Michael Berthel, Chefvolkswirt des WDK, und Eric Heymann, Deutsche Bank Research, blickten auf die Entwicklung der Konjunktur. Heymann erläuterte, dass die Talsohle überwunden sei, das Bruttoinlandsprodukte könnte 2024 dennoch negativ bleiben. Berthel ergänzte, dass die Branchenumfrage aus Quartal 2 zeigt, dass sich Umsatz, Absatz und Produktion besser als im Vorjahr darstellen, noch negativ sind, aber nach oben zeigen. Die Unternehmen erwarten eine schwarze Null.

Was ist notwendig, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie zu stärken?

„Hierfür muss der Freihandel einfacher werden, Energie- und Klimapolitik sollten mit China und USA abgestimmt werden“, war von Eric Heymann zu hören. Denn vorreiten, ohne dass die anderen nachreiten, mache keinen Sinn. Weiterhin müsse Bürokratie abgebaut und die Demografie im Auge behalten werden, damit die Fachkräfte nicht ausgehen, denn KI kann nicht alles ersetzen.

Wie mit KI die Zukunft des Mittelstandes gestaltet werden kann, zeigte Prof. Dr.-Ing. Carsten Wagner, Deeping Business Solutions auf. „Wir müssen aufgrund der Krisen skalierbare Unternehmen haben, um weiterhin erfolgreich zu sein“, so Wagner. KI kann gut strukturierte Daten verarbeiten und so beispielsweise im Einkauf repetitive Aufgaben übernehmen oder Berichtspflichten durchführen. „Digitalisierung ist wie der Wechsel eines Triebwerks während des Flugs. Halten Sie durch!“

Den Mehrwert der technischen Regelsetzung diskutierten Philipp Niemann, VDA, Dieter Pauler, Kraiburg TPE, Walter Winkelbauer, ZVEI und Volker Krings, Chefchemiker des WDK. Die Normung bildet den Stand der Technik ab, sorgt für weltweit gleiche Qualitätsstandards und reduziert die Komplexität. Unternehmen, die sich für die Normung engagieren profitieren dahingehend, dass sie die eigenen Bedürfnisse einbringen können und einen Informationsvorsprung sowie ein tieferes technisches Verständnis erhalten. Walter Winkelbauer appellierte: „Normung einfach machen, statt meckern.“

Wie sich der europäische „Green Deal“ auf die Kautschukindustrie auswirkt, beleuchtete Prof. Dr. Ulrich Giese vom DIK. Unter anderem liegen Schwerpunkte auf der Natur, der Kreislaufwirtschaft und der Klimaneutralität und diese gilt es zu erfüllen. Die Chemikalienregulierung sei herausfordernd, denn es gelte Substitute zu finden, die es beispielsweise für Fluorkautschuk nicht gäbe, da dessen Eigenschaftskombinationen einzigartig sind. Giese mahnte zu einer Beschränkung mit Bedacht, damit Gesellschaft und Industrie funktionsfähig blieben.

Zum Abschluss des Tages gab es noch einige Termine zum Vormerken: Am 19. September findet in Frankfurt der erste WDK-Verbandstag statt. Hier kann sich die Branche austauschen, gemeinsam Ideen entwickeln sowie Impulse mitnehmen. Die Herbsttagung findet am 19. November in Frankfurt statt und der nächste Tag der Kautschukindustrie am 29. April 2025 in Berlin.

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