Herr Baaser, Sie sind seit dem 1. Juli 2024 Geschäftsführer der Deutschen Kautschuk-Gesellschaft (DKG). Ihr erster Tag im Amt fiel mit dem Start der Deutschen Kautschuktagung (DKT) zusammen. Wie war Ihre erste DKT in der neuen Rolle?
Zu Beginn möchte ich betonen, dass ich mich sehr geehrt fühle, für diese neue Aufgabe angefragt worden zu sein. Ich habe großen Respekt, bin aber auch sehr gespannt auf die kommenden Monate. Gleichzeitig bringe ich auch viel Enthusiasmus und vielleicht neue Ideen mit. Schon im letzten halben Jahr habe ich als Honorarkraft versucht, meinen Teil in die Entwicklung der DKG und in die Vorbereitung der DKT beizutragen. Ein ganz großer Dank geht nochmals an die Gruppe der Kolleginnen und Kollegen, die dieses alles gestemmt haben. Da habe ich als Begleitperson praktisch nur daneben gestanden und gestaunt.
Letztlich ist für mich aktuell eine sehr aufregende Phase und eine sehr aufregende Zeit – zumal ich mich beruflich damit auch verändere und neu ausrichte. Aber ich nehme diese Herausforderung gerne an und freue mich darauf. Inzwischen bin ich schon tief in die Arbeit eingestiegen und versuche gleichzeitig mit dem neu gewählten Vorstand und dem neuen Vorstandsrat, der sich im Herbst konstituieren wird, unsere Arbeit anzugehen. Dabei versuche ich, viel zu strukturieren und alles gut zu kommunizieren. Und ja, ich sehe natürlich auch die großen Aufgaben vor uns – insbesondere das große Jubiläum in zwei Jahren, wenn die DKG ihren 100. Geburtstag feiert.
Die Nachwuchskräfte standen im Mittelpunkt des ersten DKT-Tages und es gab unter anderem Rundgänge, von denen Sie einen als Guide begleiteten. Wird die Nachwuchsarbeit einer Ihrer Arbeitsschwerpunkte sein?
Die Nachwuchsarbeit spielt für mich schon jeher eine große Rolle. Schon während meines Studiums, aber auch bei meiner langjährigen Tätigkeit in der Industrie und natürlich jetzt in den letzten Jahren an der Hochschule, habe ich mich immer sehr um die jungen Leute gekümmert. Ich glaube, dass ich ein guter Lehrer bin und Themen gut transportieren und erklären kann. Vielleicht ist dies in der heutigen Zeit eine unserer Kernaufgaben: dass wir Dinge, die wir tun auch entsprechend kommunizieren und erklären, warum wir was wie tun.
So auch mit dem „Recruiting Day“ gleich am ersten Tag der DKT: Ich selbst habe den Besuch der ganzen Tagung und Messe als Exkursion der TH Bingen geplant und immerhin fünf Studenten aus meinen Vorlesungen für das Thema Kautschuk und Elastomertechnik begeistern können. Natürlich ist dies ein zusätzlicher Aufwand von der Organisation über die Reiseplanung, das Suchen der Hotels und viele weitere Dinge – aber es lohnt sich!
Und ein paar Jahrgänge weitergedacht: Ich stelle mir vor, dass wir auch innerhalb der DKG ein Netzwerk bilden von jungen Kolleginnen und Kollegen (Stichwort „unter 40“), für die ein Austausch in den Regionaltagungen und Arbeitsgruppen selbstverständlich wird. Wenn dies auch auf freundschaftlicher Ebene gelingt, macht die „Arbeit“ umso mehr Spaß.
Mit welchen Ideen möchten Sie junge Menschen für die Kautschukindustrie begeistern und dort halten?
Eine der wesentlichsten Punkte, die ich in den letzten 20 Jahren in der DKG gelernt habe ist, wie wichtig es ist, zwischen dem Chemiewesen, der Physik und dem Ingenieurwesen einen Austausch herzustellen und miteinander zu reden. Dies gilt für alle Bereiche der Entwicklung, im Vordenken, im Durchführen, im Bauen, im Prüfen, im Konstruieren – all diese Themen bedürfen eines fachlichen Austausches und einer gegenseitigen Verständigung sowie einer gemeinsamen Sprache. Das macht doch den Reiz unserer Arbeit aus.
Jetzt bin ich schon seit einigen Jahren mit dem Thema „Begeisterung für die MINT-Studiengänge“ unterwegs und mache mir viele Gedanken, wie wir die jungen Menschen für die technischen Berufe begeistern können. All das funktioniert glaube ich nur, wenn wir es vorleben, wenn wir das, was wir tun, auch zeigen und erklären. Ich bin gespannt auf welchem Weg wir uns in den nächsten Jahren begeben. Auch hier wieder: Die Idee, die Kolleginnen und Kollegen „unter 40“ zusammenzurufen, um auch hier ein Netzwerk zu bilden, um ein gemeinsames physisches Kennenlernen und einen Austausch zu aktivieren, außerhalb von Social Media.
Es muss uns gelingen,
die jungen Leute für die technischen
Berufe zu begeistern.
Die DKG hat vier Regionalgruppen, die mehrfach im Jahr tagen und für den Austausch der Mitglieder sorgen. Welchen Stellenwert messen Sie diesen Gruppen bei?
In den Regionalgruppen schlägt das Herz der DKG. Für mich spielen die Regionalgruppen die wesentliche Rolle für die Entwicklung und die inhaltlichen Themen der Kautschukgesellschaft. Eine meiner eigenen Vorgaben und Wünsche ist, dass ich jede Regionalgruppe auch persönlich besuchen werde. Heißt: Ich messe den Regionalgruppen eine ganz große Bedeutung zu.
Außerdem gibt es Arbeitskreise in der DKG. Wie unterscheiden sich diese von den Regionalgruppen?
Wie der Name es sagt: regionaler Austausch und Vernetzung „vor Ort“; während sich die Arbeitskreise und -gruppen auf einen thematischen Austausch konzentrieren.
Vielleicht müssen wir auch hier die Begrifflichkeit etwas neu ordnen und uns fragen: Was wollen wir? Wo ist unser Fokus? Wie ist die Interaktion und die Wirkung der einzelnen Gruppen untereinander?
Dabei nehme ich den Vorstandsrat mehr in die Pflicht: Hier sind die wesentlichen Interessensgruppen innerhalb der (persönlichen) Mitglieder, der Mitgliedsfirmen und der Hochschulen sowie Ausbildungsstätten vertreten – ich erwarte mir hier mehr Impulse als ich es in den letzten Jahren erlebt habe.
Wie arbeiten WDK, ADK und DKG zusammen?
Der Wirtschaftsverband (mit Sitz in Frankfurt) und der Arbeitgeberverband (Sitz in Hannover) machen für die Kautschukindustrie Lobby-Arbeit und die politische Vertretung in Berlin und Brüssel, während ich die DKG als wissenschaftlich-technisches Organ und Interessensvertretung mehr „forschungsaffin“ verstehe. Wir sind, zumindest auf Ebene der Geschäftsführer in Frankfurt, auch persönlich eng vernetzt. Austausch findet über die Gremien und Organe statt – in der heutigen Zeit sehr viel per E-Mail und virtuellen Treffen. Aber auch hier ist die persönliche und inhaltliche Abstimmung für die gemeinsame Arbeit wichtig.
Welche Rolle spielt die KGK als Organ der DKG für die Kautschukbranche?
Das ist eine spannende Frage. Auch hier nehme ich vor allem den Vorstandsrat in die Pflicht: Es bedarf eines klaren Bekenntnisses und klaren Richtungsentscheidungen für die zukünftige Zusammenarbeit. Klar ist jedoch, dass die Kautschukbranche ein Sprachrohr wie die KGK braucht. Die Unternehmen sind aufgerufen, dieses nicht nur inhaltlich sondern auch finanziell zu unterstützen, damit auch in Zukunft qualitativ hochwertige und neutrale Inhalte zum Nutzen der Elastomerbranche angeboten werden können.
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Die DKG hat einen Geschäftsführer, einen Vorstand sowie einen Vorstandsrat. Wer nimmt welche Aufgaben war?
Aus meiner Sicht ist mit den Bezeichnungen der drei Funktionen auch deren Aufgabe ziemlich klar umrissen. Wie oben schon erwähnt: Für mich spielt die Kommunikation eine wichtige Rolle. Dabei möchte ich gerne als Multiplikator wirken und werde versuchen, die einzelnen Fäden in der Hand zu halten. Ob mir dies gelingt und ein Netzwerk ein „Netz“ bleibt oder ein „gordischer Knoten“ wird, hängt vielleicht auch ein bisschen von der Zuarbeit und der Verantwortung jeder und jedes einzelnen im „Verein“ ab.
Was haben Sie sich für das erste Jahr vorgenommen?
Vieles (lacht). Oben habe ich einiges genannt und angerissen. Der Köcher ist noch nicht leer, der Kopf ist voll. Fangen wir mal Stück-für-Stück mit der Umsetzung an. Schnell ist 2026 – „100 Jahre DKG“ und wieder 2027 – die nächste DKT in Nürnberg.
Das Interview führte Simone Fischer, verantwortliche Redakteurin KGK.
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