Die Portfolioerweiterung wurde dem Konzern zufolge durch eigene Testverfahren ermöglicht, die reale Wasserstoffanwendungen abbilden.
Große Teile der Wasserstoffindustrie stützten sich auf Standards, die typischerweise für Hochdruckgase im Öl- und Gashybrid-Bereich verwendet werden. Diese seien jedoch oft ungeeignet, um die tatsächlichen Bedingungen einer Wasserstofftechnologie nachzubilden.
Fokus auf Validierung
Insbesondere analysiert Trelleborg den kritischen Zustand der sogenannten Rapid Gas Decompression (RGD): In Hochdrucksystemen kann Wasserstoff aufgrund der Permeation in einen Werkstoff eindringen – lässt der Gasdruck plötzlich nach, dehnt sich der eingeschlossene Wasserstoff aus und versucht zu entweichen. Dies kann zur RGD führen, wodurch eine Dichtung Blasen wirft oder reißt.
Die eigenen Standards wendet Trelleborg mit Blick auf Permeation, Langlebigkeit, Kompatibilität und RGD-Widerstandsfähigkeit an. Dem Konzern zufolge eignen sich die Werkstoffe für Wasserstoffanwendungen, bei denen hohe Drücke und niedrige Temperaturen herrschen. Zudem weisen sie die notwendigen Abriebs- und Extrusionseigenschaften auf.
Zur Werkstoff-Validierung hat Trelleborg im Juni 2024 ein weiteres Prüflabor in Fort Wayne, im US-Bundesstaat Indiana, eröffnet. Dieses soll einerseits die Validierung von Kompatibilität und Permeation verbessern, andererseits dynamische Tests mit gasförmigem Wasserstoff sowie die Validierung von Dichtungslösungen für kryogenen Wasserstoff ermöglichen.
Das Prüflabor erlaubt zudem Tests von spezifischen Kundenanwendung unter realen Bedingungen. Darüber hinaus sind Prüfungen zu alternativen Treibstoffen für die Power-to-X-Industrie möglich, zu denen auch E-Fuels wie Ammoniak oder Methanol gehören.
Welche Werkstoffe werden eingesetzt?
Das H2Pro-Portfolio setzt sich aus mehr als 20 Werkstoffen zusammen, darunter Elastomere wie Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuke (EPDM), Fluorkautschuk (FKM), Silikone oder Zurcon-Polyurethane (PU). Es bedient unter anderem Unternehmen aus dem Energiesektor, dem Fahrzeugbau, der Luft- und Raumfahrtindustrie, der chemischen Industrie und dem Schiffbau.
Für weitere Wasserstoff-Dichtungen bietet der Konzern unterschiedliche Kunststoffe und Metalle an, zu denen Turcon-Polytetrafluorethylen (PTFE) und Edelstahl (316L) gehören sowie eine Reihe von Zurcon-Werkstoffen aus ultrahochmolekularem Polyethylen (UHMW-PE), Polychlortrifluorethylen (PCTFE) und Polyetheretherketon (PEEK).
Quelle: Trelleborg