Ab 2030 will Continental für seine Reifenherstellung sämtlichen Naturkautschuk ausschließlich aus verantwortlicher Beschaffung decken. Deshalb setzt sich der Reifenhersteller insbesondere für den Ausbau der Transparenz der Lieferketten ein. Innovative Technologien, Digitalisierung, Bildungsprojekte sowie systematische Risikokartierung sind die Hauptinstrumente, mit denen das Unternehmen Lieferketten nachhaltiger gestaltet. In ihrer „Sustainable Natural Rubber Sourcing Policy“ hält Continental klare Verantwortlichkeiten und Verpflichtungen für sich selbst sowie alle Lieferanten und Dienstleister entlang der gesamten Naturkautschuk-Wertschöpfungskette fest.
Warum ist Naturkautschuk für die Reifenherstellung wichtig?
Naturkautschuk ist dabei für die hervorragende Funktionalität von Reifen nach wie vor unerlässlich. Zwischen 10 und 40 % des Gesamtgewichts moderner Hochleistungsreifen besteht aus dem Naturprodukt. Zu den besonderen Eigenschaften von Naturkautschuk gehören die hohe Stoßfestigkeit und Haltbarkeit, die durch die Dehnungskristallisation des Kautschuks hervorgerufen werden. Derzeit wird Naturkautschuk fast ausschließlich aus dem Kautschukbaum Hevea brasiliensis gewonnen. Schätzungen der European Tyre & Rubber Manufacturers Association (ETRMA) zu Folge sind weltweit bis zu sechs Millionen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern von der Kautschukgewinnung wirtschaftlich abhängig. Zusätzlich sind bis zu sieben verschiedene Zwischenhändler sowie weiterverarbeitende Betriebe beteiligt, bevor der Naturkautschuk zum Beispiel die Werkstore von Continental erreicht.
Warum die Transparenz der Lieferkette notwendig ist
Continental entwickelt in Zusammenarbeit mit Michelin und dem Softwareentwickler Smag technische Lösungen für das Abbilden von Nachhaltigkeitspraktiken in der Naturkautschuk-
Lieferkette. Unter dem Namen Rubberway gründeten die beiden Reifenhersteller und Smag ein Joint Venture mit dem Ziel, mögliche Risiken innerhalb der Lieferkette frühzeitig aufzudecken. Mithilfe einer App werden Daten zu möglichen Umweltbelastungen, sozialen und menschenrechtlichen Risiken gesammelt und anschließend evaluiert. Die Erkenntnisse bilden die Grundlage, um soziale, menschenrechtliche, ökologische und wirtschaftliche Risiken entlang der Lieferkette zu minimieren.
Das Joint Venture und sein Konzept stehen im Einklang mit den Zielen der Global Platform for Sustainable Natural Rubber (GPSNR). Als Gründungsmitglied der GPSNR treibt Continental zusammen mit weiteren Partnern den Ausbau der Nachverfolgbarkeit in der Wertschöpfungskette von Naturkautschuk weiter voran. In der GPSNR arbeiten NGOs und Akteure, die in Summe mehr als 50 % der weltweiten Nachfrage nach Naturkautschuk sowie alle Stationen entlang der Wertschöpfungskette repräsentieren, daran eine faire und nachhaltige Lieferkette aufzubauen.
In welchem Produkt verantwortlich beschaffter Naturkautschuk bereits eingesetzt wird
Wie die digitalen Technologien Transparenz schaffen
Mit Hilfe digitaler Technologien und einem umfassenden Datenmanagement setzt der Reifenhersteller an verschiedenen Punkten innerhalb der Lieferkette an, um die Transparenz der Lieferketten von Naturkautschuk zu erhöhen. Gemeinsam mit Security Matters (SMX), das sich auf die Digitalisierung von physischen Objekten in der Blockchain spezialisiert hat, hat das Unternehmen ein Verfahren entwickelt, das das unsichtbare Kennzeichnen von Naturkautschuk mit Informationen ermöglicht. Mit Hilfe spezieller Lesegeräte und eigens entwickelter Software können die Informationen über den Naturkautschuk ausgelesen und seine nachhaltige Herkunft verifiziert werden.
Um Naturkautschuk aus verantwortungsvollen Quellen zu beschaffen, lassen sich auf der digitalen Handelsblattplattform für Naturkautschuk Heveaconnect standardisierte Informationen zum Einhalten von Sozial- und Umweltstandards sowie Qualitätskriterien transparent einsehen. Gleichzeitig bietet die Plattform die Möglichkeit, Informationen aus den Analysen des Joint
Ventures Rubberway einfließen zu lassen. Darüber hinaus wurden in einem weiteren Projekt erfolgreiche Labortests zur Markertechnologie abgeschlossen.
Wie die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern geschult werden
Im Rahmen einer Entwicklungspartnerschaft mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) setzt das Unternehmen am Ursprung der Lieferkette an und engagiert sich in Indonesien, dem weltweit zweitgrößten Erzeugerland von Naturkautschuk. Die Produktion dort erfolgt hauptsächlich von unabhängigen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern. So bewirtschaften über 2,5 Mio. indonesische Landwirte circa 85 % der Anbaugebiete im Land. Die Landwirte leben meist verstreut in abgelegenen Gebieten und sind schwer mit Beratungs- und Schulungsangeboten zu erreichen. Durch eine gemeinsame Entwicklungspartnerschaft schulen Continental und die GIZ Kleinbäuerinnen und Kleinbauern direkt vor Ort in nachhaltiger Anbaupraxis. Dies trägt dazu bei, dass die Landwirte hochwertigeren Naturkautschuk anbauen, was wiederrum zur Existenzsicherung vieler kleinbäuerlicher Betriebe beiträgt, und auch der Entwaldung vorbeugt. Bis 2024 soll die Anzahl der beteiligten Landwirte von 450 auf 4.000 erhöht werden.
Welche alternativen Bezugsquellen für Naturkautschuk verfügbar sind
Naturkautschuk ist ein Rohstoff, der nach Angaben des Fraunhofer-Instituts in mehr als 50.000 Produkten zum Einsatz kommt. Mit 73 % ist die Reifenindustrie der größte Abnehmer der
globalen Kautschukproduktion. Aufgrund des weltweit hohen Bedarfs an Naturkautschuk sucht Continental auch nach alternativen Verfahren um Kautschuk zu gewinnen. Der Reifenhersteller forscht deshalb gemeinsam mit Partnern seit Jahren an innovativen nachhaltigen Materialien wie Naturkautschuk aus Löwenzahn. Das zentrale Ziel von Continentals sogenanntem Taraxagum-Projekt, die KGK berichtete, ist es, Naturkautschuk in Zukunft nicht mehr ausschließlich aus den Tropen zu importieren und so nah wie möglich an den Reifenfabriken zu produzieren. So sollen eine weitere Abholzung verhindert und die CO2-Emissionen durch kürzere Transportwege reduziert werden.
Quelle: Continental