„Wir haben bis heute von der EU die eigentlich bis März dieses Jahres zugesagten essenziell notwendigen Informationen zum EUDR-Meldesystem nicht erhalten. Ohne Meldung dürfen wir Kunden bald nicht mehr mit wichtigen Naturkautschuk-Produkten versorgen, die unsere Gesellschaft am Laufen halten: Unter anderem Reifen, Produkte für den Hoch- und Tiefbau, Automobil- und Anlagenbauteile“, erklärt Michael Klein, Präsident des Wirtschaftsverbands der deutschen Kautschukindustrie (WDK). Für ihn sei die EUDR ein „Parade-Negativbeispiel“ für eine EU-Regulierung ohne hinreichende Folgenabschätzung und Einbeziehung des unternehmerischen Sachverstands.
Jeder Rohstoff hat andere Anforderungen und Besonderheiten
„In der EU-Verordnung werden neben Naturkautschuk auch andere, sehr unterschiedliche Rohstoffe und Erzeugnisse behandelt, ohne dass dabei auf deren Besonderheiten Rücksicht genommen wird. Gerade bei Naturkautschuk ist die Wertschöpfungskette äußerst komplex. Zum unnötig knappen Zeitrahmen bis zur Umsetzung kommen jetzt noch zusätzliche Verzögerungen durch die EU. Es kann nicht sein, dass von den Unternehmen eine pünktliche Umsetzung verlangt wird, die staatlichen Stellen sich aber alle Zeit der Welt lassen!“ Für die Unternehmen bedeute dies ohnehin eine erhebliche bürokratische Mehrbelastung. „Es wäre sehr wünschenswert gewesen, wenn im Vorfeld die Expertise der betroffenen Branchen eingeholt worden wäre, um eine praktikable und inhaltlich wie zeitlich zumutbare Umsetzung der Verordnung zu gewährleisten.“
Klein verwies darauf, dass von der EU eine zweite Testphase für das unionsweite Informationssystem abgelehnt worden sei: „Nach aktuellem Zeitplan sind Registrierungen durch die Unternehmen ab November möglich und erst im Dezember mit seinen vielen Feiertagen sollen die Sorgfaltspflichterklärungen abgegeben werden können – unmittelbar vor dem Stichtag 30. Dezember 2024.“ Wenn hier etwas schiefgehe, drohten Lieferketten bei wichtigen Produkten abzureißen. Er erinnerte daran, dass Kautschukprodukte in nahezu allen Lebensbereichen vertreten und daher systemrelevant seien.
Der WDK-Präsident betont, dass die deutsche Kautschukindustrie bereits vor zehn Jahren mit ihrer Nachhaltigkeitscharta ein umfassendes Bekenntnis zu Umwelt- und Klimaschutz abgegeben hat und sich für Naturschutz und soziale Gerechtigkeit bei der Naturkautschukerzeugung einsetzt. „Die EUDR bedeutet vor allem bürokratischen Aufwand und Dokumentationswut. So droht europäischen Unternehmen ein weiterer Verlust an globaler Wettbewerbsfähigkeit, ohne dass damit dem Kampf gegen Entwaldung geholfen wäre. Mit dem Versprechen der Politik, die Zeit zum Bürokratieabbau erkannt zu haben, hat dies nichts zu tun. Das Gegenteil ist der Fall!“
Quelle: WDK
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