Dr. Ralf Holschumacher ist der neue Präsident des Wirtschaftsverbandes der deutschen Kautschukindustrie (WDK).

Dr. Ralf Holschumacher ist der neue Präsident des Wirtschaftsverbandes der deutschen Kautschukindustrie (wdk).

Der Präsident des wdk, Dr. Ralf Holschumacher, dämpfte die Erwartung auf eine schnelle Erholung. Nachdem im Januar und Februar 2020 die Umsätze – wie erwartet – unter dem Vorjahr lagen, wurde die Branche im März und April hart von den politischen und wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise getroffen: Während im Inland der Warenabsatz etwa im Fahrzeughandel stockte, schwächelte das industrielle Exportgeschäft und internationale Lieferketten werden behindert. Die Automobilhersteller reagierten mit flächendeckenden Produktionsunterbrechungen, die sich unmittelbar auf die Kfz-Zulieferer der deutschen Kautschukindustrie sowie die Erstausrüstungslieferungen der Reifenhersteller übertrugen. Aktuell herrscht an vielen Standorten Stillstand und zahlreiche Werktätige befinden sich in Kurzarbeit.

Corona-Pandemie führt vereinzelt zu sprunghafter Nachfrage

berthel

Michael Berthel Volkswirtschaft, Statistik, wdk

Michael Berthel, verantwortlich für Volkswirtschaft und Statistik beim wdk, betonte, dass das Jahr bereits vor der Corona-Pandemie schwierig war und die Situation jetzt umso verschärfter sich darstellt. Im April verzeichnete der Verband eine Kapazitätsauslastung der Branchenbetriebe von nur knapp 73 Prozent und das, obwohl es auch vereinzelte Lichtblicke gibt. Die ebenfalls von ihr belieferten Sektoren Medizintechnik und Hygieneartikel verzeichnen derzeit eine sprunghaft ansteigende Nachfrage. Auch die mit der Bauindustrie verbundenen Kautschukprodukte sind weiter auf Kurs, wenngleich sich auch hier ein Rückgang im Jahresverlauf durch weniger gewerbliche Bauaufträge abzeichnet.

Umsatzverluste sind nicht mehr einholbar

Trotz aller Unwägbarkeiten hat der wdk für die weitere Branchenentwicklung in diesem Jahr drei Umsatzszenarien berechnet. Im „Best-Case“-Szenario würde der Umsatzrückgang 9 Prozent betragen, im „wdk“-Szenario 13 Prozent und im „Worst-Case“-Szenario 15 Prozent. Das wdk-Modell quantifiziert auch die schlechtere Entwicklung bei Kfz-Zulieferern und Reifenherstellern gegenüber dem Branchendurchschnitt.
Auch für die nächsten Monate sieht der wdk schwierige Bedingungen für die Branche. Neben der reduzierten Nachfrage, macht auch der Mangel an Fachkräften und Schutzausrüstung den Unternehmen zu schaffen. Nicht zuletzt werden fehlende Vorleistungen aus der Lieferkette sowie Finanzierungsprobleme einige Unternehmen hart treffen, was auch Insolvenzen nicht ausschließen werde.

Kautschukbranche ist systemrelevant

Doch entscheidend werde jetzt sein, dass die Unternehmen in unserer systemrelevanten Branche diese beispiellose Krise so unbeschadet wie möglich überstehen. „Wichtige Faktoren hierfür sind neben den Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung für die Wirtschaft eine bleibende politische Unterstützung und ein partnerschaftlicher Umgang in der Wertschöpfungskette. Denn eines macht diese Krise auch deutlich: Industrieschutz ist Wohlstandsschutz,“ erklärte wdk-Präsident Dr. Ralf Holschumacher zu der gegenwärtigen Lage der deutschen Kautschukindustrie und deren Zukunftsperspektive. (ega)

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