Die deutschen Kautschukverarbeiter sind nach einem Umsatzplus von 14,0 % im Jahr 2010 wieder in der Spur. Mit 10,5 Mrd. Euro Umsatz wurde allerdings das Ergebnis des Jahres 2008 noch um 2,8 % verfehlt. Nach Aussagen des Wirtschaftsverbands der deutschen Kautschukindustrie (WDK) deuten die Signale aus den Absatzmärkten durchaus darauf hin, dass sich diese positive Umsatzentwicklung auch 2011 fortsetzen wird.
Zunehmend Sorge bereitet auf dem Weg der Erholung die Rohstoffsituation. Die Materialpreise haben eine Dynamik entwickelt, die den enormen Preisanstieg des Jahres 2008 bei weitem übertrifft. Naturkautschuk kostete 2009 im Jahresdurchschnitt rund 1450 Euro/t. Der Mittelwert 2010 lag bei 2850 Euro/Tonne (+96,5 %). Gegenüber 2009 ist das fast eine Verdopplung des Preises. Bei einem Jahresverbrauch an Naturkautschuk von 190000 t bedeutet das Mehrkosten von rund 266 Mio. Euro. Zum Jahresbeginn 2011 erreichten die Notierungen sogar 3900 Euro/t, und ein Ende scheint noch nicht in Sicht.
Bei den Synthesekautschuken, Füllstoffen wie Ruß und Silika und Chemikalien fanden sich 2010 Preissteigerungen zwischen 10 und 20 %, in der Spitze sogar bis über 50 %. Die dadurch für die Kautschukindustrie weiterhin entstandenen Mehrkosten summierten sich auf 277 Mio. Euro. In der Summe sah sich die Kautschukindustrie im vergangenen Jahr mit Materialmehrkosten von 543 Mio. Euro konfrontiert.
Zu diesen gewaltigen und unberechenbaren Rohstoffpreissteigerungen, die keinerlei Planungssicherheit mehr zulassen, kommt noch das Problem der Verfügbarkeit der Materialien. Bislang konnte trotz einer angespannten Versorgungslage, vornehmlich bei Naturkautschuk, Ruß, Styrol-Butadien- und EPDM-Kautschuk, die Produktion von Reifen und Technischen Elastomererzeugnissen sichergestellt werden. Allerdings lassen längere Lieferzeiten für Rohstoffe und eine Beschränkung auf die längerfristig vereinbarten Liefermengen den Kautschukverarbeitern kaum Möglichkeiten, auf kurzfristig erhöhte oder veränderte Nachfrage ihrer Kunden zu reagieren.
Damit wird zusätzlich zu den hohen Materialpreisen, die die Erträge schmälern, die mangelnde Lieferfähigkeit der Rohstoffhersteller zur Wachstumsbremse einer sich wieder erholenden Kautschuk verarbeitenden Industrie. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund, dass ein kurzfristiges Ausweichen auf andere Rohstofflieferanten oder der Austausch von Materialien technisch nicht möglich sind.