Für sich genommen hätten alle rund 850 Teilnehmer dieser Feststellung instinktiv zugestimmt. Hopmann sprach allerdings von Leichtbau und der additiven Fertigung. Denn zumindest bei letzterer ist der Werkstoff Metall zum Teil schon stärker in Anwendungen angekommen als der Kunststoff. Jedenfalls derzeit. Eins ist für Hopmann jedenfalls klar: „Wir [beim IKV] glauben, Kunststoff kann mehr als ein Teil von CFK zu sein. Daher gehen wir das Thema Leichtbau ganzheitlicher an.“ Und wie konkret das aussehen könnte, zeigten auch einige Vorträge. Insbesondere die von IKV-Wissenschaftlern unter anderem zu den Themenkomplexen additive Fertigung und Leichtbau.
Künstliche Intelligenz nutzen
Den Anfang machte allerdings Prof. Dr. Sabina Jeschke, Professorin an der RWTH Aachen und Vorstand für Digitalisierung und Technik bei der Deutschen Bahn. Sie erläuterte die Vorteile von selbstlernender, auf neuronalen Netzen basierter Künstlicher Intelligenz (KI). Sie plädierte in Ihrem Vortrag dafür, einer KI nicht zu viele Vorgaben zu machen, sondern sie stattdessen möglichst frei nach einer Lösung suchen zu lassen. „Denn die Lösung liegt oftmals ganz woanders, als wir anfangs denken.“ Als Beispiel nannte sie einen Ihrer eigenen Versuche, den Spritzgießprozess mittels KI zu optimieren. Dabei gaben sie und ihr Team der Software nur wenige Variablen zur Hand, die diese justieren sollte, um die Bauteilqualität zu erhöhen. Doch die Trefferquote blieb solange niedrig, bis sie auch das Wetter hinzufügte. Damit stieg sie auf über 90 Prozent. Ein Faktor erwies sich hier also als entscheidend, den sie zunächst höchstens im Scherz berücksichtigt hatte. Daraus ließen sich auch Lehren für den weiteren Umgang mit Künstlicher
Intelligenz ziehen, ist sie sich sicher.
Industrie 4.0 braucht keine einheitlichen Daten
In eine ähnliche Kerbe schlug Prof. Dr. Christian Hopmann bei seinem Vortrag zum Thema Industrie 4.0 beziehungsweise „Das Internet der Kunststoffverarbeitung“, wie der Titel lautete. Er ist der Meinung: „Wir brauchen Daten.“ Daher müsse man die ohnehin in der Produktion anfallenden verfügbar machen, um aus diesen relevante Informationen zu ziehen. Dabei widerspricht er dem Anspruch von einheitlichen Daten(formaten). „Stattdessen müssen wir lernen, mit der Heterogenität klarzukommen.“ Ziel des Ganzen müsse es sein, ein vollständiges digitales Abbild der Produktion zu erhalten. Das IKV nennt dies den Digitalen Schatten. Gemeint ist damit ein System, das sich wie ein Schatten in Echtzeit den Veränderungen der Produktion anpasst und abhängig von konkreten Fragestellungen trotzdem Lösungen liefern kann, also weiter seinen Zweck erfüllt.
Georg-Menges-Preis geht an Intra
Neben zahlreichen Vorträgen zu den genannten Leitthemen, war ein wichtiger Programmpunkt die Verleihung des Georg-Menges-Preises 2018. Er ging an die Interessengemeinschaft innovativer Aachener Unternehmen der Kunststoffbranche (Intra). Das ist eine Vereinigung von Unternehmen, die überwiegend als Spinoffs aus dem IKV heraus gegründet wurden. Die Intra existiert seit 1999. Seitdem hat sie das Ziel, Unternehmensgründer zu unterstützen. Die Intra bündelt die hohe Konzentration von Know-how rund um das IKV und schafft dadurch Synergien.
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Institut für Kunststoffverarbeitung (IKV)an der RWTH Aachen
Seffenter Weg 201
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