Transparentes Röhrchen mit schwarzem Inhalt.

Der Reifenabrieb ist eine relevante Quelle für Mikroplastik. (Bild: Fraunhofer Umsicht)

Es ist wissenschaftlich belegt, dass Reifenabrieb eine relevante Quelle für Mikroplastik ist. Dies resultiert bereits aus der Zahl von rund 1,5 Mrd. weltweit zugelassener Kraftfahrzeuge im Jahr 2023 [1]. Alleine in den Vereinigten Staaten waren im ersten Quartal 2023 gut 286 Mio. Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs [2]. In Deutschland wurden nach Angaben des Kraftfahrtbundesamts KBA fast 70 Mio. Kfz und Kfz-Anhänger gezählt (Stand 1. Januar 2023) [3]. Fraunhofer Umsicht schätzt die jährlich entstehende Menge an Reifenabrieb hierzulande auf 60.000 bis 100.000 t – was bei über 80 Mio. Einwohnern einem rechnerischen Mittel von rund 1 kg Reifenabrieb pro Kopf und Jahr entspricht. Reifenabrieb tritt auf Straßen nicht als reines Material auf. Während der Fahrt reibt sich die Lauffläche des Reifens ab und verbindet sich mit Material der Fahrbahnoberfläche sowie weiteren Partikeln wie Sand, Straßenstaub oder sedimentiertem Feinstaub aus der Atmosphäre zu sogenannten TRWP (Tyre and Road Wear Particles). Durch Niederschläge, Wind oder fahrzeuginduzierte Aufwirbelung können TRWP dann von der Straße weiter in Luft, Wasser und Boden gelangen. Einmal dort angekommen, ist der Reifen- und Fahrbahnabrieb nur schwer wieder zu entfernen und verbleibt in der Regel über lange Zeit – mit noch weitestgehend unbekannten Folgen für die Umwelt.

So kann der Abrieb reduziert werden

Es gibt bereits heute Maßnahmen, die sich mindernd auf das Entstehen und Verbreiten von Reifen- und Fahrbahn­abrieb auswirken. Hierzu zählen präventive Maßnahmen wie Geschwindigkeitsreduzierungen oder eine defensive Fahrweise sowie nachgelagerte Maßnahmen wie die Straßenreinigung oder passende Behandlungsmethoden bei der Straßenentwässerung. Auch setzen immer mehr technische Lösungsansätze zum Reduzieren von TRWP-Emissio­nen bei den Fahrzeugen und Reifen an. Zu nennen sind zum Beispiel die optimale Verteilung von Antriebsmomenten oder die Steigerung der Reifenabriebresistenz. Ebenso werden regulatorische Maßnahmen eingeführt. So verständigte sich am 18. Dezember 2023 die EU auf die neue Schadstoffnorm Euro 7, in der es erstmalig Grenzwerte für Bremsen- und Reifenabrieb geben soll [4].

Studie beschreibt Ist-Zustand

Um sich einen Überblick über bereits existierende technologische, regulatorische und verwaltungstechnische Maßnahmen und Entwicklungen gegen Reifenabrieb zu verschaffen, beauftragten die European Tyre & Rubber Manufacturers‘ Association ETRMA und die U.S. Tire Manufacturers Association USTMA im Jahr 2022 Fraunhofer ­Umsicht und seine wissenschaftlichen Kooperationspartner KIT und CMU mit der Erstellung einer Studie.
Die im internationalen Journal „Science of The Total Environment“ online erschienenen Publikation „Review: Migration measures to reduce tire and road wear particles“ basiert auf der gleichnamigen Studie. Das Team um die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Fraunhofer Umsicht hat aus mehr als 500 Fachliteraturquellen den aktuellen Stand an Minderungsmaßnahmen für TRWP zusammengetragen, kategorisiert und bewertet. Auch zukünftige Mobilitätstrends wie E-Mobilität und autonomes Fahren wurden berücksichtigt. Die Publikation schildert Wissenslücken und weist auf vielversprechende Forschungsfelder hin.

Literatur

[1] https://hedgescompany.com/blog/2021/06/how-many-cars-are-there-in-the-world/, zuletzt abgerufen am 19.01.2024.
[2] https://www.statista.com/statistics/859950/vehicles-in-operation-by-quarter-united-states/, zuletzt abgerufen am 19.01.2024.
[3] https://www.kba.de/DE/Statistik/Fahrzeuge/Bestand/bestand_node.html, zuletzt abgerufen am 19.01.2024.
[4] https://www.consilium.europa.eu/de/press/press-releases/2023/12/18/euro-7-council-and-parliament-strike-provisional-deal-on-emissions-limits-for-road-vehicles/, zuletzt
     abgerufen am 19.01.2024.

 

Quelle: Fraunhofer Umsicht

Sie möchten gerne weiterlesen?

Unternehmen

Fraunhofer UMSICHT Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik

Osterfelder Str. 3
46047 Oberhausen
Germany