Mann im Anzug und Krawatte

Michael Patrick Zeiner, Geschäftsführer der Deutschen Kautschuk Gesellschaft. (Bild: DKG, Fankfurt)

KGK: Herr Zeiner, im Mai 2022 kamen Sie als Geschäftsstellenleiter zur Deutschen Kautschuk-Gesellschaft (DKG). Seit Beginn des Jahres 2023 sind Sie deren Geschäftsführer. Welchen Aufgaben widmeten Sie sich zuvor?
Michael Patrick Zeiner: Bevor ich zur Deutschen Kautschuk-Gesellschaft wechselte, verantwortete ich als Referent für Bildungspolitik sechs Jahre lang die Interessensvertretung des größten Wirtschaftsverband Europas, dem VDMA, in allen bildungspolitischen Fragen und Gremien. Die Novellierung der Ausbildungsordnungen der M+E-Berufe zusammen mit den Sozialpartnern fiel ebenso in meinen Aufgabenbereich, wie die Leitung des VDMA-Bildungsausschusses oder die Beratung unserer Mitgliedsunternehmen in Sachen Nachwuchsförderung. Zudem hatte ich die Projektverantwortung für die bundesweite Initiative „Maschinenhaus – Plattform für innovative Lehre“ inne, welche die Vernetzung der Hochschulen untereinander sowie mit Unternehmen zum Ziel hatte. Hier habe ich deutschlandweit über einhundert Workshops an Hochschulen geleitet, in denen wir mit den Hochschulen Stärken und Schwächen analysiert und Studienprojekte umgesetzt haben.

Was hat Sie bewogen zur DKG zu wechseln?
Zeiner: Als ich Ende 2021 die Anfrage bekam, ob ich mir vorstellen könnte, zur Deutschen Kautschuk-Gesellschaft zu wechseln, war mir die DKG zunächst kein Begriff. Nach den ersten Gesprächen mit Herrn Professor Limper und dem Vorstand, hat mich beeindruckt, wie breit aufgestellt die DKG ist. Ich kenne keine andere Organisation, die sowohl Unternehmen als auch persönliche Mitglieder hat, die Tagungen veranstaltet, Arbeitskreise und Forschungsförderung betreibt, aber auch mit der DKT die wichtigste Plattform der Branche organisiert. Wenn man sich anschaut, wer alles innerhalb der DKG organisiert ist, dann ist das nicht nur ein Querschnitt der ganzen Kautschukindustrie, sondern das Who is who der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie der Führungskräfte der Branche. Mir war schnell klar, dass die DKG als Organisation ein enormes Potenzial hat und zu Unrecht in der Verbändelandschaft wenig bekannt ist. Man hat mir signalisiert, dass meine Erfahrungen in der Verbandsarbeit und der bildungspolitischen Landschaft der Gesellschaft neuen Auftrieb geben würde und hat sich sehr um mich bemüht. Die Aufgabe, der DKG wieder die Sichtbarkeit zu verschaffen, die sie verdient, hat mich gereizt und mich letztlich auch dazu bewogen, mein Büro im Haus der
Kautschukindustrie in Frankfurt zu beziehen.

Wie wurden Sie von den Mitgliedern der Gesellschaft aufgenommen?
Zeiner: Ob Vorstand, Geschäftsstelle oder die Mitglieder: Von Anfang an hatte ich das Gefühl, dass die DKG eine große Familie ist, in die ich sehr herzlich aufgenommen wurde. Das Besondere an der DKG ist die hohe persönliche Identifikation ihrer Mitglieder. In der DKG treffen sich nicht nur Kolleginnen und Kollegen oder Geschäftspartner. Es treffen sich Freunde und Gleichgesinnte. Viele in der Fachgesellschaft kennen sich schon seit Jahren und Jahrzehnten. Davon zeugt das freundliche Miteinander und der kollegiale, konstruktive Austausch im Netzwerk. Von vielen Mitgliedern wurde mir anfangs gesagt, dass „Gummi klebt“. Mittlerweile weiß ich, was damit gemeint ist und kann das nur bestätigen.

Welches Potenzial steckt aus Ihrer Sicht in der Branche?
Zeiner: Kurz gesagt: Ein unterschätztes! Manchmal bekomme ich fast den Eindruck, dass unsere Branche in der Öffentlichkeit keine Rolle spielt. Dabei geht ohne Kautschuk wenig in der Industrie und im Alltag. Ich denke, dass wir künftig viel stärker darauf aufmerksam machen müssen, wie wichtig
Kautschuk ist und wofür wir es brauchen. Zwar fährt man mit dem Auto nach der Arbeit nach Hause. Aber den Leuten ist weder bewusst, welches High-Tech-Produkt ihre Reifen sind, noch dass sie diesen hochkomplexen Gummimischungen mitunter ihr Leben verdanken, wenn es ums Bremsen geht. Fahren Sie mit dem Zug nach Hause, sind die Trassen gummigelagert. Die U-Bahn ist so leise, weil es Schwingungsdämpfer aus Gummi gibt. Und wenn es um das Thema Energiewende geht: Wer weiß schon, dass kein Windrad ohne Gummi gebaut werden kann? Das Problem ist: Unsere Produkte sind meist weder sexy noch eingängig. Wir müssen es also besser als bislang schaffen, die „Faszination Gummi“ nach außen zu tragen.

Welche Themen werden Sie verstärkt in den Fokus Ihrer Arbeit rücken?
Zeiner: Ich komme aus dem Bereich Bildung. Die Nachwuchsförderung und die Unterstützung der Hochschulen und Institute sind mir deshalb eine Herzensangelegenheit. Hier leistet die DKG mit der Verleihung von Nachwuchspreisen, durch Förderstipendien und durch die direkte finanzielle Unterstützung von Hochschulen schon gute und wertvolle Arbeit. Darüber hinaus würde ich gerne für die Jüngeren in der DKG ein attraktives Angebot schaffen und sie stärker als bislang in den Fokus unserer Arbeit rücken.
Auch der direkte fachliche Austausch der Mitglieder zu bestimmten Schwerpunktthemen ist mir wichtig. Erste Arbeitskreise zu den Themen Kautschukrheologie und Mischtechnik wurden eingerichtet, weitere Themen werden folgen. Außerdem möchte ich die Einbindung aller Mitglieder der DKG stärken. Gerade in einer Organisation, die vor allem vom persönlichen Engagement jedes Einzelnen lebt, ist für mich das Einholen verschiedener Meinungen, die Beteiligung an Strategieprozessen und die offene Kommunikation von Entscheidungen essentiell. Deshalb war es mir so wichtig, dass ich in der erste Zeit so viele Unternehmen und Mitglieder wie möglich besucht und eine Mitgliederumfrage initiiert habe. Weil ich wissen möchte, was aus Sicht der Mitglieder gut und was weniger gut läuft und vor allem, welche Themen sie bewegen. Um diese Themen in der Fachgesellschaft, aber auch der Öffentlichkeit und der Politik zu platzieren, arbeite ich nicht zuletzt daran, der DKG eine bessere Sichtbarkeit nach außen zu verschaffen. Ob durch Linkedin, Pressemitteilungen oder internen Medien. Wir können und müssen uns noch verbessern, was die Kommunikation unserer Inhalte angeht. Daran arbeite ich. Und an der Vernetzung mit anderen Verbänden und Organisationen.

Was sind die derzeit größten Herausforderungen der Gummibranche?
Zeiner: Auch hier würde ich gerne das Thema Bildung anführen. Was uns alle umtreiben muss: Sinkende Studienanfängerzahlen in den für uns wichtigen MINT-Fächern, Probleme bei der Besetzung von Ausbildungsstellen und ein zunehmender Fachkräftemangel in unserer Industrie. Auch die DKG selbst hat ein Nachwuchsproblem, wenn ich mir die Altersstruktur unserer Mitglieder anschaue. Uns bleibt also gar nichts anderes übrig, als unsere Aktivitäten hier auszubauen und zu verstärken. Die Einberufung eines Runden
Tisches mit allen Stakeholdern ist hier der erste Schritt. Ich möchte, dass sich unsere Unternehmen, unsere Hochschulen und Verbände aus der Kautschukbranche austauschen und wir hier gemeinsam nach Lösungen suchen. Das Thema ist zu wichtig, als dass wir als DKG hier alleine agieren könnten. Hier bedarf es künftig einer engeren Verzahnung der Aktivitäten und Vernetzung. Einen Baustein sehe ich hier auch in der Gründung unseres DKG-Frauennetzwerks. Dieses erfährt großen Zuspruch, vor allem von jungen Frauen aus der Industrie. Durch das Netzwerk wollen wir einen fachlichen Austausch organisieren, wie wir das Thema Frauenförderung seitens der DKG unterstützen können, um mehr Frauen für die Kautschukindustrie zu gewinnen. Darüber hinaus befinden wir uns in einer Zeit der „multiplen Krisen“, wie es der Wdk richtigerweise genannt hat. Die Herausforderung liegt nicht unbedingt in den durch die Corona-Pandemie gestörten Lieferketten, den fehlenden Rohstoffen, den Sanktionen, dem Fachkräftemangel, dem Ukraine-Krieg oder den hohen Energiekosten. Die Herausforderung liegt in der Gleichzeitigkeit all dieser Krisen, die jede für sich genommen schon ein Problem darstellt. Die Industrie steht enorm unter Druck. Gleichzeitig wird sie – Stichwort REACH – durch zunehmende Regulierung und dem Gebot einer Circular Economy vor schier unlösbare Aufgaben gestellt. Hier sind wir, gemeinsam mit anderen Verbänden, gefordert Hilfestellung zu leisten. Mit ihnen und unseren Mitgliedern müssen wir uns intensiv austauschen, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

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Wo sehen Sie die DKG in fünf Jahren?
Zeiner: Die DKG hat spannende Jahre vor sich. Wir haben 2024 und 2027 jeweils eine DKT, die auch weiterhin die wichtigste Plattform der Kautschukindustrie bleiben soll und die wir inhaltlich und organisatorisch noch stärker ausbauen wollen. Hierfür haben wir das Team der DKG im Bereich Eventmanagement verstärkt. Dazwischen feiern wir ein großes Jubiläum. 2026 wird die Deutsche Kautschuk-Gesellschaft 100 Jahre alt! Ein Ereignis das wir sicher gebührend feiern werden. Für mich ist dieses Jubiläum aber auch eine Art Zielmarke. Der nun eingeleitete Prozess der Mitgliedereinbindung und der Setzung von bestimmten Schwerpunkten steht immer unter der Frage: Was für eine DKG wollen wir sein im Jahr 2026? Wie soll der Verein einhundert Jahre nach seiner Gründung dastehen? Was ist unser Selbstverständnis? Was ist unsere Aufgabe und unser Ziel? Hierfür will ich mit den Gremien der DKG einer Art Roadmap 2026 erarbeiten. Bis dahin werde ich gemeinsam mit unseren fast 1.000 persönlichen Mitgliedern und über 100 Unternehmen der Kautschukindustrie das Netzwerk der DKG weiter beleben und ausbauen, die Forschung vorantreiben, die Sichtbarkeit nach außen erhöhen und den Nachwuchs fördern. Alles getreu dem Motto der DKG: Tradition meets science meets industry!

 

„Der Beschluss, Herrn Zeiner zum Geschäftsführer zu berufen, fiel einstimmig. In der kurzen Zeit, in der Herr Zeiner in der DKG aktiv ist, konnte er bereits eigene Akzente setzen und hat bewiesen, dass er eine Organisation wie die DKG führen und neue Impulse geben kann!“
Dr. H.-Martin Issel, Vorstandsvorsitzender DKG

 

Das Interview führte Simone Fischer, verantwortliche Redakteurin KGK und PLASTVERARBEITER.
simone.fischer@huethig.den

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