Yorick M. Lowin, Geschäftsführer  Bundesverband Reifenhandel und  Vulkaniseur-Handwerk (BRV e.V.), Bonn.

Yorick M. Lowin, Geschäftsführer Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BRV e.V.), Bonn. (Bild: BRV)

Wir gehen davon aus, dass diese in Richtung 40 % gesteigert werden könnte. Gründe dafür, dass die Quote derzeit nicht stark wächst, sind in erster Linie sehr niedrigpreisige Neureifen-Importe (vor allem aus Fernost) und Drittmarken, mit denen die qualitativ hochwertig runderneuerten Reifen (bei meist besserer Leistungsfähigkeit) konkurrieren müssen. Die aktuell wieder stark gefallenen Transportkosten für Container aus Asien sorgen für eine derzeit wieder steigende Verfügbarkeit günstiger Importreifen. Runderneuerte Reifen bieten nachweisliche Vorteile in punkto Nachhaltigkeit. Nichtsdestotrotz gibt es – mit Ausnahme der eingeschränkten Förderung im Rahmen des De-minimis-Förderprogramms für den Güterkraftverkehr – derzeit keine politische Förderung für die Nutzung runderneuerter Reifen. Neben der reinen finanziellen Förderung müsste/n die Politik/Kommunen sich hier als Vorreiter zeigen. Sie könnten beispielsweise bei Beschaffung für die Flotten der öffentlichen Hand (Fahrzeuge im kommunalen Einsatz wie etwa Müllabfuhr/ Straßenreinigung/ Stadtbusse) und außerhalb des mautpflichtigen Verkehrs durch verbindliche Vorgaben in Richtung Runderneuerungsquote ihren Beitrag für eine gelebte Kreislaufwirtschaft beitragen.
Die Vorurteile auf Seiten der Verbraucher hinsichtlich der Runderneuerung von Lkw-Reifen halten sich in Grenzen und basieren zum Teil immer noch auf längst überholten Vorurteilen gegenüber runderneuerten Reifen. Speziell die Neureifenhersteller, die im Nutzfahrzeug-Flottenbereich aktiv sind, zeigen hier Flagge, in dem sie selbst runderneuern.

Hersteller von Neureifen

für Nutzfahrzeuge

runderneuern auch

Reifen selbst.

Herausforderungen hinsichtlich des Steigerns der Runderneuerungsquote liegen zudem in der Verfügbarkeit runderneuerungsfähiger Karkassen: Es braucht immer erst einen entsprechenden abgenutzten und runderneuerungsfähigen „Neureifen“, um einen runderneuerten Reifen herstellen zu können. Das schränkt das Marktpotenzial nach oben hin auf natürliche Weise ein. Der Anteil runderneuerter Pkw-Reifen am Reifenersatzgeschäft (Sell-Out, Handel an Verbraucher) im Segment Consumer-Reifen (dieses umfasst die beiden Produktgruppen Pkw-/4x4-Reifen und Leicht-Lkw-Reifen) liegt hierzulande bei unter einem Prozent – und das schon seit vielen Jahren. Im Gegensatz zu den Nutzfahrzeug-Reifen ist die Produkt- und Dimensionsvielfalt im Pkw-Reifenbereich deutlich höher als bei Nutzfahrzeugreifen. Weiterhin gibt es große Unterschiede hinsichtlich Runderneuerungsfähigkeit und geometrischen Abmessungen (in einer Reifengröße) der Neureifen. Das führt dazu, dass in Abhängigkeit von der „Kochform“ (für die in diesem Segment ausschließlich eingesetzte Heißrunderneuerung) nur wenige/gewisse Fabrikate genutzt werden können. Deshalb sind hohe Investitionen erforderlich, um hier ein repräsentatives Portfolio anbieten zu können.

Hinsichtlich der Prozess- und Mischungstechnologie können mittelständisch geprägte, unabhängige Runderneuerer derzeit mit der Neureifenindustrie in der Regel nicht mithalten. Außerdem führt der hohe manuelle Anteil in der Herstellung runderneuerter Reifen dazu, dass billige Neureifen für weniger Geld zu bekommen sind als runderneuerte Reifen. Endverbraucher, aber auch der Handel als Absatzmittler zeigen nach wie vor nur sehr verhaltene Nachfrage nach runderneuerten Pkw-Reifen.

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Für eine Steigerung der Quote im Pkw-Reifen-Bereich müsste die Runderneuerungstechnologie bei den freien Runderneuerern (nur diese sind heute im Pkw-Segment aktiv) weiterentwickelt werden: Optimierung und Automatisierung der Herstellungsprozesse, Optimierung der Materialmischungen. Außerdem bedürfte es mehr runderneuerungsfähiger Neureifen und einer Sensibilisierung dafür, dass die Runderneuerung als „Re-Use“-Möglichkeit vor dem Recycling des endgültig abgenutzten Reifens stärker genutzt werden sollte.
Die im Bereich der Nutzfahrzeug-Reifen angesprochene Herausforderung der Verfügbarkeit runderneuerungsfähiger Karkassen gilt insbesondere auch für Pkw-Reifen. Gerade die größere Dimensionsvielfalt in diesem Segment birgt eine noch größere Herausforderung. Derzeit gibt es im Gegensatz zu den Nutzfahrzeug-Reifen keinerlei Förderung von runderneuerten Pkw-Reifen.

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