So verschmelzt der Webviewer Web- und Steuerungsapplikationen

Die CC300 Steuerung bietet umfangreiche Möglichkeiten, den gesamten Produktionsprozess einfach und sicher zu regeln und kontinuierlich zu optimieren. Um von der Digitalisierung in der Produktion wirklich profitieren zu können, ist es wesentlich, nicht nur auf Daten und Informationen der Spritzgießmaschine, sondern auch von Geräten und Systemen in der Peripherie sowie außerhalb der Fertigungszelle zuzugreifen. Für die Kommunikation der CC300 mit zum Beispiel Dosiergeräten, Kaltkanalsteuerungen oder Automatisierungslösungen gibt es verschiedene Möglichkeiten. Verbreitete Integrationsansätze sind OPC UA und VNC-Viewer, über den auch in der CC300 Steuerung der Engel Spritzgießmaschinen die Visualisierung unterschiedlicher Systeme bereits eingebunden werden kann. Die Herausforderung besteht jedoch darin, dass längst nicht alle Gerätehesteller standardisierte Datenschnittstellen wie OPC UA oder VNC anbieten. Auch proprietäre Systeme, wie sie in gewachsenen Produktionsumgebungen existieren, können meistens nicht eingebunden werden. Diese Geräte und Systeme erfordern dann eigene zusätzliche Bediengeräte, die oberhalb oder neben dem Maschinenbedienpanel installiert werden (Bild 1). Es entstehen Dateninseln, in sich abgeschlossene Systeme, die dazu führen, dass viele Informationen ungenutzt bleiben.

Mit dem Webviewer nimmt sich der Maschinenbauer dieser Herausforderung an. Die Lösung: Über einen integrierten Browser können externe Webserver und Webseiten direkt am Bildschirm der CC300 Maschinensteuerung aufgerufen werden (Titelbild). Über die Weboberfläche lassen sich die Daten der externen Systeme nicht nur einsehen, sondern auch bearbeiten. Komplexe Datenschnittstellen sind dafür ebenso überflüssig wie separate Bildschirme an der Spritzgießmaschine. Wie vom Smartphone gewohnt, lassen sich für den zeitsparenden Zugriff Favoriten als eigene Bildschirmseiten anlegen. Der Webviewer ist an allen Spritzgießmaschinen des Herstellers mit CC300 Steuerung, die seit Oktober 2021 ausgeliefert wurden, nachrüstbar. Eine Anwendung kann beispielsweise die Darstellung einer Füllsimulation sein, die bisher in der Entwicklungsabteilung entstand und an der Maschine nicht eingesehen werden konnte. Im Webviewer können die Simulationsergebnisse und Füllsimulationen aus der jeweils eingesetzten Softwarelösung, beispielsweise Sigmasoft von Sigma Engineering, dargestellt werden (Bild 2). Der Vorteil: ein schnellerer, direkterer und engerer Austausch zwischen Engineering und der Maschineneinrichtung. Hinzu kommt, dass das Berechnen in einem externen System stattfindet und dadurch die Spritzgießmaschine nicht beeinträchtigt wird. Ein weiterer Vorteil des Webviewers ist die Unabhängigkeit der Maschinensoftware-Version vom Simulationsprogramm, sofern die Ergebnisse via Browser dargestellt werden können.

Mit der weiter voranschreitenden Digitalisierung nimmt die Anzahl an Schnittmengen in der Anwendung von Daten aus der Maschine, der Produktionsplanung, der Instandhaltung, der Entwicklung und weiteren Bereichen entlang der Wertschöpfungskette zu. Ebenso die Menge an Daten, die webbasiert vorgehalten werden. Durch die Möglichkeit, beliebige Webseiten in die Steuerungsoberfläche der Produktionszelle einzubinden, sind dem Maschinenbediener in der Datennutzung keine Grenzen mehr gesetzt. Es lassen sich Fehlerkataloge und Expertensysteme ebenso leicht einbinden wie Werkzeugunterlagen, Rüstanleitungen und kundenspezifische Checklisten. Ein weiteres Anwendungsbeispiel ist die Integration von Produktionsplanungssystemen. Will der Maschinenbediener wissen, welches Werkzeug als nächstes zu rüsten ist, muss er sich nicht mehr zum zentralen Leitrechner begeben. Über die Webansicht des MES kann er die Planung direkt in der CC300 Steuerung aufrufen. Für Authentig, das MES von TIG, ist der Webviewer bereits vorkonfiguriert. Auch im Störungsfall profitiert der Anwender von der integrierten Gesamtdatenansicht. Die Störung lässt sich direkt über das Webinterface im MES protokollieren, was zu kürzeren Stillstandzeiten und einer verbesserten Maschinenauslastung führt.

Das Zusammenwachsen der Datenwelten hat spürbare Vorteile für die Maschinenbediener und positive Auswirkungen auf die Produktionseffizienz. Voraussetzung dafür: höchste Datensicherheit. Der Maschinenbauer hat sich deshalb bei der Entwicklung des Webviewers für das Kapseln der Systeme innerhalb der Maschinensteuerung entschieden. Der Webviewer wird durch eine sogenannte Containerisierung im Steuerungssystem eingebunden. Damit ist kein Datenaustausch mit dem Produktionssystem möglich und das Arbeiten in externen Systemen führt zu keinen Leistungseinbußen. Zudem kann der Webviewer Zertifikate verwenden und Daten verschlüsselt übertragen.

Mit dem Webviewer unterstützt Engel seine Kunden im Zuge der digitalen Transformation des Spritzgießens weit über das Optimieren des Spritzgießprozesses und der Automatisierungslösungen hinaus. In den Produktionssystemen der Zukunft verschmelzen Teilnehmer und Komponenten der Spritzgießzelle mit den angrenzenden Systemen und Plattformen über den gesamten Wertschöpfungsprozess. Um dies zu ermöglichen, hat Engel die klassische Steuerung der Spritzgießmaschine neu gedacht. Der Webviewer ist ein wichtiger Baustein der Smart Factory der Zukunft.

Quelle: Engel Austria