Monitor mit einem Mann und Fahnen im Hintergrund in einem Konferenzraum.

Der hessische Ministerpräsident Boris Rhein richtete sein Grußwort virtuell an die WDK-Mitglieder. (Bild: Redaktion KGK)

Hessens Ministerpräsident Boris Rhein würdigte in seiner Videoansprache zu Beginn der Veranstaltung die Kautschukindustrie als einen „wichtigen Teil unserer Wirtschaft, insbesondere für Hessen“. Er zeigte sich überzeugt, dass die aktuellen Herausforderungen wertvolle Chancen für mehr Innovation und Wachstum böten. Auch die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Politik werde entscheidend sein, um die Kautschukindustrie in Hessen zukunftsfähig zu gestalten.

Der Mittelstandsbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion, Esra Limbacher, nannte in seiner digitalen Begrüßung Kautschuk „essenziell für die deutsche Industrie“ und erklärte, die Ampelkoali­tion lasse die deutsche Wirtschaft nicht im Stich. „Wir diversifizieren Gasimporte und beschleunigen den Ausbau der Erneuerbaren Energien, um den Energiepreis nicht nur mittelfristig deutlich zu senken.“ Limbacher betonte auch, dass Elastomerprodukte aus Deutschland ein erfolgreiches Qualitätsprodukt seien, wofür die Wettbewerbsfähigkeit gesichert werden soll.

Partner sind wichtig!

Michael Wendt blickte bei seiner letzten Rede in den Rückspiegel. Bedeutend seien während seiner Amtszeit die Gespräche mit politischen Vertretern verschiedener Parteien in Berlin gewesen, um die Wichtigkeit der Branche zu vermitteln. Termine der Vertreter bei kautschukverarbeitenden Unternehmen seien in Planung. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Netzwerk-pflege und -ausbau, bei denen die Flipperabende im Hauptstadtbüro des WDK durchaus hilfreich seien. Der Verband zählt derzeit 220 Mitglieder, sodass eine Solidarisierung der Branche erkennbar sei. Die Kautschukindustrie in Deutschland sei klein, dafür gut sichtbar. Wendt wird auch künftig weiter im DIN-Normenausschuss Elastomer-Technik sowie im Kuratorium des DIK tätig sein, da er das Forschungsinstitut als wichtig für die deutsche Kautschukindustrie erachtet. Im Zuge seiner Rede wurde Wendt auch die Ehre zuteil, den Namen seines Nachfolgers Michael Klein zu verkünden, zu gratulieren und das Wort an ihn zu übergeben.

Zwei Männer im Anzug an einem Stehpult.
Michael Klein (links) bei seiner ersten Rede als WDK-Präsident. (Bild: Redaktion KGK)

Der neu gewählte Präsident des WDK, Michael Klein, Hutchinson, bedankte sich zunächst beim engeren Präsidium für das Vertrauen und die Ernennung zum Verbandspräsidenten. Klein sieht einen Schwerpunkt seiner künftigen Arbeit im Verband bei dem Einsatz für den Industriestandort Deutschland. „Die deutsche Kautschukindustrie ist bekannt für ihre Leistungsfähigkeit, ihre Flexibilität und ihre Innovationskraft. Damit sie aber auch in Zukunft auf den internationalen Märkten erfolgreich bleiben kann, müssen sich die Standortbedingungen verbessern.“ Die Kautschukbranche könne Lösungen aufzeigen, auf die Gesellschaft und Umwelt dringend warten. „Die Lage ist nicht aussichtslos, wir müssen uns auch in den schwierigen Zeiten unseren Optimismus erhalten“, so Klein. Hierfür seien Partner wichtig.

Anschließend diskutierten Peter Cöllen, Vorwerk Autotec, Sabrina Kaiser, Conradi + Kaiser, und Konrad Ummen, Optibelt, mit WDK-Hauptgeschäftsführer Boris Engelhardt die Zukunft inhabergeführter Unternehmen. Von den WDK-Mitgliedern seien derzeit noch 40 inhabergeführt. Als besondere Herausforderungen sahen die Geschäftsführer die überbordende Bürokratisierung und die Fachkräftegewinnung. Gleichzeitig hoben sie die Einbettung der deutschen Unternehmen in die globalen Märkte hervor und betonten die Notwendigkeit einer Stärkung von Forschung und Entwicklung.

Deutsche Automobilindustrie fährt dreigleisig

Mit der deutschen Zulieferindustrie im allgemeinen Kapitalmarktumfeld beschäftigte sich Gerhard Wiesheu, Vorstandssprecher des Bankhauses Metzler. Diese müsse sowohl das Verbrennergeschäft aufrechterhalten als auch immense Investitionen in die Forschung und Entwicklung sowie in die Produktion von E-Mobilitäts- und Wasserstoff-Komponenten stemmen. Ein Break-Even-Point mit diesem Geschäft sei nicht vor 2028/29 zu erwarten. Chancen lägen bei der Gewinnung chinesischer OEM als Kunden, Risiken bei der Konkurrenz, durch zunehmend global agierende chinesische Zulieferer. Dennoch ist sich Wiesheu sicher, dass die Innovationskraft, die in Deutschland steckt, dem Land künftig guttun wird.

Die aktuellen Marktentwicklungen bei Öl und Gas waren Gegenstand des Vortrags von Carsten Fritsch, Commerzbank Commodity Research. Zwar seien die Gasspeicher in Europa vor dem Winter vollständig gefüllt, aber der europäische Gaspreis habe sich seit seinem Tief im Sommer mittlerweile verdoppelt. Risikofaktoren bei der Preisentwicklung seien mögliche Angebotsausfälle und die witterungsbedingte Nachfrage im Winter. Der Ölmarkt ist vom Nahost-Konflikt kaum betroffen. Fritsch: „Es fehlt bisher kein Barrel Öl“.

Drei Personen sitzend in einem Konferenz-Raum.
„Gemeinsame Lösungen für regulierte Rohstoffe“ wurden auf dem Podium diskutiert. (Bild: Redaktion KGK)

Um „Gemeinsame Lösungen für regulierte Rohstoffe“ ging es bei der Podiumsdiskussion zwischen der WDK-Nachhaltigkeitsexpertin Dr. Veronika Beer mit Hans Evers, Weber & Schaer, und dem WDK-Chefchemiker Volker Krings. Evers berichtete dabei aus seiner Praxiserfahrung mit der Behandlung von Naturkautschuk in der EU-Verordnung zu entwaldungsfreien Lieferketten (EUDR). Hier sei vieles noch vollkommen unklar, wie etwa die Frage, welche Länder in welcher Form vom Benchmarking erfasst sein werden. Auch die Reaktionen in den Anbauländern seien bislang sehr heterogen. Bis zum Stichtag im Januar 2025 muss der Naturkautschuk bis zum Grundstück rückverfolgbar sein.

Abschließend schilderte WDK-Chefvolkswirt Michael Berthel das Marktgeschehen bei Kautschukrohstoffen. Die deutsche Kautschukindustrie sei von der Rezession deutlich betroffen. Die jüngste Mitgliederbefragung habe ergeben, dass vier von fünf Unternehmen nach den ersten drei Quartalen dieses Jahres einen Umsatzrückgang im Vergleich zu 2022 verzeichneten. Auch die Perspektiven für die nächsten Monate zeigen sich in keiner guten Verfassung. Die Inlandsaufträge der Branche gingen im Jahresverlauf durchschnittlich um 7,1 % zurück, die Auslandsaufträge um 5,1 %. Beispielsweise im Reifenbereich verzeichnete der dominierende Ersatzmarkt deutliche Rückgänge im Endverbrauchergeschäft sowohl mit Pkw- als auch mit Nutzfahrzeugreifen. Bei Rohstoffen zeigten zu Beginn des 4. Quartals nahezu alle Preise für die in der Kautschukindustrie verwendeten Materialien wieder nach oben. Berthels Fazit: Politik und Prozesskette müssten dazu beitragen, dass die international technologisch führende deutsche Kautschukindustrie überlebt. Sonst gäbe es für die anspruchsvollen Produkte und Anwendungen der Zukunft keine geeigneten Lösungen für elastomere Anforderungen mehr.

Quelle: WDK

Werden Sie Teil unseres Netzwerkes bei LinkedIn

KGK-Logo

KGK Kautschuk Gummi Kunststoffe - International Journal for Rubber and Polymer Materials sowie aktuelle Informationen – News, Trend- und Fachberichte – für Kautschuk- und Kunststoffverarbeiter. Folgen Sie unserem LinkedIn.

Sie möchten gerne weiterlesen?