Ein Berg großer Autoreifen.

Um möglichst viele Altreifen zu recyceln müssen Strukturen und Netzwerke geschaffen werden. (Bild: Redaktion)

Mit mittlerweile 55 Partnern umfasst das Azur-Netzwerk alle am Prozess der Reifen-Kreislaufwirtschaft beteiligten Unternehmen: Neureifenhersteller, Handel, Großhandel, Runderneuerer, Entsorger, Verwerter, Materialhersteller, Maschinenbauer und darüber hinaus Verbände sowie Hochschulen und Medien. Seit Jahresbeginn hat Azur mit Apollo Tyres, CEAT, Michelin und jüngst Nokian Tyres aus Finnland vier Reifenhersteller an Bord geholt, die das Netzwerk mit ihrem gesamten Know-how und ökologischen Vorsprung unterstützen. Ursprünglich nur für den deutschsprachigen Raum konzipiert, entwickelt sich Azur zunehmend hin zu einem europäischen Netzwerk.

Deshalb engagiert sich das Netzwerk politisch

Auch die Zusammenarbeit mit der Politik und Umweltverbänden hat das Netzwerk kontinuierlich ausgebaut. Es informiert politische Vertreter über die Entwicklungen in der zukunftsweisenden Reifen-Kreislaufwirtschaft und macht sich gemeinsam mit der Politik für die Abfallvermeidung stark, zeigt aber gleichermaßen auch Schwachpunkte auf und entwickelt Lösungen. Mit Unterstützung der deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) hat das Netzwerk im Herbst 2022 eine umfassende Ökobilanz für Pkw- und Nfz-Reifen vorgestellt. Diese zeigt die Vorzüge qualitativ runderneuerter Markenreifen auf, welche eine deutlich bessere Ökobilanz besitzen als vergleichbare Neureifen. Damit stellen runderneuerte Reifen das perfekte Circular Economy-Produkt dar.  Das Engagement für die Runderneuerung von Reifen wurde im März 2023 mit dem Recircle Award in der Kategorie Circular Economy gewürdigt, den Netzwerk-Koordinatorin Christina Guth auf der TyrExpo Asia 2023 in Singapur persönlich entgegennahm.

„Wir brauchen starke Partnerschaften, um den immer komplexeren Aufgaben rund um den Klimaschutz gerecht zu werden“, weiß Christina Guth, Azur-Netzwerk-Koordinatorin. Deswegen setzt sich die Allianz für die Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung in Bündnissen mit Akteuren aus den unterschiedlichsten Bereichen ein. Mit Beteiligten aus Staat, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft gleichberechtigt zusammenzuarbeiten, um Wissen und Erfahrungen miteinander zu teilen, ermöglicht sowohl den Zugriff auf vielseitige Ressourcen sowie einen größeren Handlungsspielraum. Solche Partnerschaften gewinnen zunehmend an Bedeutung als Instrument für nachhaltige Entwicklung, da sie gemeinsam nach Lösungen für komplexe gesellschaftliche Herausforderungen suchen. Deswegen ist es dem Netzwerk wichtig, auch die gute Zusammenarbeit mit verschiedenen Universitäten in den Belangen von Wirtschaft und Wissenschaft weiter zu stärken. So wurde bereits im September 2022 bei einem Kolloquium in Hannover intensiv mit Vertretern verschiedener Hochschulen über zukunftsweisende Erkenntnisse und Forschungsprojekte gesprochen.

Eine Gruppe von Frauen und Männern vor einem bunten großen Aufsteller im Freien.
Beim wissenschaftlichen Azur-Kolloquium Ende September 2022 in Hannover tauschten sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler deutscher und niederländischer Hochschulen intensiv zum Thema Altreifenrecycling aus. (Bild: Azur)
Zitat

Jeglicher Abfall, der in Europa produziert wird, sollte hier aufbereitet werden, um ihn im Kreislauf halten zu können.

Christina Guth, Azur-Netzwerk-Koordinatorin

Green Deal: Mit Runderneuerung ans Ziel

International werden Initiativen, die den Klimawandel aufhalten und den CO2-Ausstoß massiv und nachhaltig reduzieren, immer wichtiger. So wurde 2019 im Rahmen des European Green Deal das Ziel festgelegt, mit Hilfe von mehr Recycling eine Rohstoff- sowie Energieeffizienz zu gewährleisten. Aufgrund der bedenklichen Polyzyklischen Aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK) im Ruß von Reifenmischungen steht die werkstoffliche Verwertung allerdings vor großen Herausforderungen. Die Granulierung von Altreifen ist eine wichtige Möglichkeit der werkstofflichen Nutzung der Gummibestandteile. Allerdings macht eine Regulierung mit sich verschärfenden Grenzwerten die Wieder- und Weiterverwendung dieser umweltfreundlichen Gummigranulate zunehmend unmöglich. Zudem stellt eine praxisferne Messmethode diese Produkte an den Pranger und verhindert eine sinnvolle Kreislaufwirtschaft. Hier macht sich das Azur-Netzwerk stark für eine internationale Umsetzung der gemeinsam entwickelten und vorangetriebenen Lösungen für das Massenprodukt Reifen. Am 14. März dieses Jahres machte das Netzwerk mit einem eigenen Green Paper erneut auf die Relevanz einer Förderung des Einsatzes runderneuerter Premiumreifen zum Erreichen der Klimaziele des europäischen Green Deal aufmerksam. Angefangen bei der zertifizierten Einsammlung der Reifen über die Runderneuerung – im Idealfall auch von Pkw-Reifen – bis zum stofflichen Verwerten und Weiterverwenden des Sekundärrohstoffs in der Pyrolyse oder bei der Devulkanisation – ist eine Zusammenarbeit Hand in Hand mit allen Beteiligten notwendig. Jede Tonne Altreifen, die im Sinne der Circular Economy weiterverwendet wird, reduziert CO2, vermeidet Abfall und schont Ressourcen.

Zwei große Broschüren in Farbe, einmal mit aufgeschlagenen Seiten.
„Kein Green Deal ohne Recycling“ – mit dem gleichnamigen Green Paper verdeutlicht das Netzwerk, wie die ambitionierten Klimaziele des europäischen Green Deal durch die EU-weite Förderung des Einsatzes runderneuerter Premiumreifen erreicht werden können. (Bild: Azur)

Wie geht es weiter

„Die Entwicklung des Azur-Netzwerks steht erst am Anfang, wir haben große Pläne für die Zukunft“, verspricht Christina Guth. Schon zu Beginn des zweiten Halbjahres wurde ein Konzept für die zertifizierte Entsorgung auf den Weg gebracht und es steht eine Projektarbeit zum Thema „gummimodifizierter Asphalt“ auf der Agenda. Außerdem will das Netzwerk gemeinsam mit der DBU ein Förderprojekt starten, welches die Einführung geeigneter Prüfverfahren für Karkassen zum Ziel hat. Die Förderung legt den Fokus auf eine Verbesserung der Quote runderneuerter Reifen als umweltschonende Konsumgüter. In Kooperation mit der TH Köln wird das Netzwerk an einem Projekt arbeiten, dessen Ziel die Entwicklung eines Ökosystems für ein kreislauforientiertes Reifenersatzgeschäft ist. Die Erhöhung des Anteils wiederverwendeter Reifen zu steigern.

Quelle: Azur, Willich,

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